Da ist er schon, der „Don-Moment“

von Redaktion

Wie es zum Jackson-Comeback beim EHC kam – Start mit Penaltysieg in Berlin

Die Spieler blick(t)en zu ihm auf: Bei der Mannschaft war Jackson stets beliebt. © dpa/Uwe Anspach

München – Weg war Don Jackson sowieso nie richtig aus München. Bei der Eröffnung des SAP Garden am 27. September 2024 vollführte er mit dem schwedischen Stabhochsprung-Star Armand Duplantis den symbolischen Puckeinwurf. Als es für den langjährigen Kapitän Michael Wolf kurz vor Weihnachten eine Trikot-Zeremonie gab, richtete dieser warme Worte in Richtung seines früheren Trainers. Und mit Maxi Kastner sprach neulich ein aktueller Spieler über ihn. Kastner war mit seinem 514. Einsatz gerade zum Rekordspieler des EHC geworden und sinnierte über die Zukunftsperspektiven: „Dass ich mal Coach mache, kann ich mir vorstellen – weil ich vom besten gecoacht worden bin. Ich konnte Dons System in- und auswendig und habe es geliebt.“

Kastner wurde ganz wohlig bei seinen Erinnerungen: „Don hat eine überaus große Empathie für Spieler, kann sich in sie hineinversetzen, fragt ihren Hintergrund ab. Und er hatte immer ein Gefühl für Veränderungen. Oft passierte es, dass er eine Reihe umstellte und die beim nächsten Wechsel ein Tor schoss. Da saßen wir auf der Bank und dachten uns: ,Ein Don-Moment.‘“

Seit Mittwoch hat Kastner seinen Lieblingstrainer wieder. Er ist einer von 14 Münchner Cracks, die den heute 68-Jährigen von früher kennen. Die gemeinsame Vergangenheit von Trainer und Teilen des Teams war das Hauptmotiv, dass Sportchef Christian Winkler bei Jackson vorstellig wurde, obwohl der sich im April 2023 von der Bande verabschiedet hatte. Zudem ist Jackson die Lösung, die am schnellsten, unkompliziertesten und budgetverträglich zu realisieren war. Er hatte weiter einen Job in der Organisation, war „Head of Coaches‘ Development“.

Meistens war er in München, gelegentlich in der Red-Bull-Akademie in Salzburg, neulich besuchte er eine Ehrung in Edmonton, denn bei den Oilers hatte er in den 80er-Jahren seine große Zeit als Spieler. Er genoss es aber auch, zuhause in Kansas City zu sein. „Eine großartige Zeit“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung, „und davon will ich mehr.“

Auf der anderen Seite verspürt er die Lust auf ein Comeback von überschaubarer Länge. „Ich weiß, da ist ein Job zu erledigen, und ich fühle, dass ich ihn machen kann.“ Als er das am Mittwoch sagte, saß er in einem der Trainerbüros im SAP Garden. Über der Tür des fensterlosen Raums ein Monitor, der unbarmherzig das letzte Ergebnis anzeigte: 1:4 gegen die Düsseldorfer EG vom vergangenen Sonntag. Jackson hat das Spiel von der Tribüne aus verfolgt, und als es darüber spricht, ist er schon im Wir-Modus: „Wir haben das Spiel ziemlich dominiert, wir hatten doppelt so viele Schüsse und haben viel Zeit in der Zone des Gegners verbracht.“ Er sieht die Lage nicht so düster, obwohl die Mannschaft realistisch mehr um den sechsten als den dritten Platz kämpft: „Wir haben teils großartiges Eishockey gespielt – aber verloren.“

In seiner Rolle im Hintergrund war Jackson, oft mit Christian Winkler an seiner Seite, durch die Eishallen des Garden gewandelt, die Altersrolle abseits des nach außen sichtbaren Tagesgeschäfts behagte ihm. Interviews, so hatte er beschlossen, wollte er keine mehr geben. Nun haben ihn die vertrauten Abläufe für die kommenden Wochen wieder in ihren Fängen: Videositzung, Eistraining, anschließend Arbeit im Trainerbüro am Computer. Keine Routine war das erste Spiel gestern in Berlin. In Anwesenheit seiner Familie wurde Don Jackson für seine Zeit bei den Eisbären geehrt – eine große Zeremonie, bei der er selbst eine Rede hielt. Dann coachte er München zu den ersten beiden Punkten: Der EHC gewann 3:2 nach Penaltyschießen. Erster kleiner Don-Moment.
GÜNTER KLEIN

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