Abflug in die Medaillenrunde: Julian Köster war einmal mehr eine der Triebfedern in einem verbesserten deutschen Team. © IMAGO
Herning – Pflicht erfüllt, Etappenziel praktisch erreicht: Deutschlands Handballer können für das WM-Viertelfinale planen. Die erkältungsgeplagte Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason behielt im „Endspiel“ gegen das Überraschungsteam Italien die Nerven und feierte durch das am Ende souveräne 34:27 (15:13) den vierten Sieg im fünften WM-Spiel.
Mann des Abends war einmal mehr Andreas Wolff mit 18 Paraden im deutschen Tor, zum besten Torschützen avancierte Timo Kastening mit sechs Treffern. Auch der nachnominierte Franz Semper erwies sich bei seinem Turnierdebüt mit fünf Toren in der zweiten Halbzeit als belebendes Element.
Nach den kurzfristigen Ausfällen von Spielmacher Juri Knorr und Rune Dahmke zeigte das deutsche Team zwei Tage nach dem 30:40 gegen Weltmeister Dänemark erneut eine schwache erste Halbzeit. Erst nach der Pause stellten Kapitän Johannes Golla und seine Mitspieler die Weichen auf Sieg und wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Klar ist aber auch: Für den Traum der ersten deutschen WM-Medaille seit 18 Jahren muss sich Deutschland deutlich steigern.
In der Hauptrundengruppe 1 ist die DHB-Auswahl mit nun 6:2 Punkten schon vor dem letzten Hauptrundenspieltag quasi nicht mehr von den ersten beiden Plätzen zu verdrängen. Nach der abendlichen Niederlage der Schweiz gegen Dänemark kann Gislason mit seinem Team schon vor der abschließenden Partie gegen Außenseiter Tunesien am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) den Einzug in die K.o.-Runde feiern. Auch Leistungsträger können nun geschont werden.
Das deutsche Viertelfinale steigt am kommenden Mittwoch in Oslo. In der norwegischen Hauptstadt würde auch ein mögliches deutsches Halbfinale sowie das Finale ausgetragen.
„Wir müssen von Anfang sehr konzentriert sein. Die Italiener haben mit zwei Sachen überrascht, ihrer Spielweise mit vier Rückraumspielern. Und mit ihrer offensiven Abwehr. Mit beidem müssen wir klarkommen“, sagte Gislason vor dem Start. Vor allem vorne fehlte es in der Anfangsphase an Ideen und Durchschlagskraft. Einfache Ballverluste durch technische Fehler waren die Folge. Und weil der Leipziger Bundesliga-Keeper Domenico Ebner, einer von vier Deutschland-Legionären bei den Azzurri, einige Würfe entschärfte, dominierte erst einmal der Außenseiter.
Mit 4:7 (12.) lag die DHB-Auswahl zurück, ehe besonders Köster das deutsche Team mit viel Energie aus dem Rückraum aus seiner Lethargie riss.Deutschland stabilisierte sich nun, ohne dabei zu glänzen. Vorne gelangen immer wieder einfache Tore mit Durchbrüchen an den Wurfkreis, hinten lief Torhüter Wolff allmählich warm. Gislasons Gesichtszüge entspannten sich. „Abwehr sehr gut, weiter Druck nach vorne, dann haben die keine Chance“, rief der Bundestrainer seiner Mannschaft in einer Auszeit beim Stand von 13:10 (25.) zu.
In der zweiten Halbzeit profitierte Deutschland von seiner größeren Breite im Kader. Vor allem Semper, der durch die Erkrankungen von Knorr und Dahmke erst am Donnerstag ins Team gerutscht war, sorgte für frischen Wind. Dank drei schneller Treffer des Leipzigers stand es plötzlich 20:14 (39.).
SID