Crawford feiert große Party im „Londoner“. © Screenshot
Romed Baumann wurde bester Deutscher. © IMAGO/Haist
Rein ins Meer von 40 000 Zuschauern: Superstar Marco Odermatt bei der Abfahrt in Kitzbühel. © IMAGO/Mandl
Erster Weltcupsieg: James Crawford bei der Siegehrung mit der berühmten goldenen Gams. © Groder/AFP
Kitzbühel – Mit ausgebreiteten Armen und den Skiern in den Händen bejubelte James Crawford seinen Überraschungssieg. Der Kanadier hat die Konkurrenz um Topfavorit Marco Odermatt beim Spektakel auf der Streif düpiert und ausgerechnet im prestigeträchtigsten Rennen überhaupt den ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Schweizer Odermatt musste sich einen Tag nach seinem Sieg im Super-G mit Rang sechs begnügen und wartet weiter auf den ersten Abfahrts-Triumph in Kitzbühel. Schwere Stürze blieben diesmal aus.
„Ein Meilenstein“ sei dieser Sieg für ihn, sagte Crawford. „Sensationell“ sei die Vorstellung des Außenseiters gewesen, meinte Romed Baumann. Der 39-Jährige belegte Platz 18, sein Teamkollege Luis Vogt Rang 45. Dass das deutsche Duo mit den Topplatzierungen nicht viel zu tun hatte, war keine Überraschung.
Odermatt indes gehörte zu den großen Geschlagenen. Ein Abfahrts-Sieg auf der berühmtesten Strecke der Welt fehlt dem Olympiasieger, zweifachen Weltmeister und dreimaligen Gesamtweltcupsieger noch. „Ich habe nicht alle Schlüsselstellen perfekt getroffen. In so einem engen Rennen fehlen dir dann die entscheidenden km/h“, sagte Odermatt. Im vergangenen Winter habe er sich aber mehr geärgert, so der 27-Jährige.
Damals stahl ihm der aktuell schwer verletzte Franzose Cyprien Sarrazin die Show. Der doppelte „Streif“-Sieger von 2024 hat sich nach seinem schweren Trainingssturz Ende Dezember in Bormio erstmals selbst zu seinem Gesundheitszustand geäußert. „Ich fühle mich von Tag zu Tag besser. Ich hatte eine Untersuchung, die ziemlich positiv verlief“, sagte der französische Skirennläufer in einem Instagram-Video. Einschränkend fügte der 30-Jährige hinzu: „Das einzige Problem, das noch bleiben könnte, ist die Sehkraft, ich sehe doppelt.“ Allerdings gäbe es laut Sarrazin keinen Grund, warum er nicht auf eine vollständige Genesung hoffen dürfte.
In diesem Jahr ließ der Kanadier Crawford die mehr als 40.000 Zuschauer – darunter auch wieder zahlreiche Prominente wie Hollywood-Legende Arnold Schwarzenegger oder Ex-Fußballstar Zlatan Ibrahimovic – staunen. Ob Odermatt oder sein zuletzt aufstrebender Teamkollege Franjo von Allmen, ein Topfahrer nach dem anderen biss sich zunächst an der Bestzeit von Alexis Monney die Zähne aus. Dann musste der Schweizer den roten Stuhl des Führenden im Zielraum doch noch räumen. Crawford setzte sich mit Startnummer 20 gerade mal acht Hundertstelsekunden vor Monney, Dritter wurde am Ende sein Landsmann Cameron Alexander. Nicht die Schweiz, sondern Kanada feiert die große Party.
Crawford hatte vor zwei Jahren überraschend WM-Gold im Super-G geholt. Bei den Olympischen Spielen in Peking gewann er 2022 Bronze in der Kombination. „Er ist anscheinend ein Mann für die großen Rennen“, sagte Routinier Baumann. Er gehe davon aus, dass die Kanadier «Kitzbühel abreißen werden», scherzte er.
Und das taten sie: Im Kultpub „Londoner“ ließen es unter anderem Crawford und Alexander standesgemäß Oberkörper frei krachen. Ein Video zeigte, wie sie ausgelassen und feucht-fröhlich feierten. Auch Odermatt war dabei, er zog zwar nicht blank, hatte aber einen Cowboy-Hut auf.
Am Samstag kamen auf der gefürchteten Streif nur fünf der insgesamt 55 Starter nicht ins Ziel, anders als im Super-G am Freitag und in vielen Rennen der vergangenen Jahre, gab es diesmal aber keine allzu schlimmen Stürze. Die Diskussionen um die Sicherheit wurden nach dem Super-G weiter befeuert. Bei der Abfahrt standen aber wieder die sportlichen Leistungen im Vordergrund.
DPA