ZUM TAGE

Zverev hat die nächste große Chance verpasst

von Redaktion

Finale der Australian Open

Wer die Nummer zwei der Welt ist und im Australian-Open-Finale steht, der kann seinen Job als Tennisprofi nicht besonders schlecht machen. Dennoch blieb in der Dankesrede von Alexander Zverev am Sonntag in Melbourne vor allem ein Satz hängen: „Ich bin nicht gut genug.“

Der Frust, wie sollte es auch anders sein, saß tief nach der dritten Finalpleite im 36. Anlauf auf den ersten Grand-Slam-Sieg seit seinem Debüt-Auftritt auf der großen Tennis-Bühne vor elf Jahren. Bei den Niederlagen gegen Dominic Thiem (US Open 2020) und Carlos Alcaraz (French Open 2024) befand sich Zverev zwischenzeitlich schon auf der Siegerstraße und führte mit 2:0- beziehungsweise 2:1-Sätzen. Gestern gegen Jannik Sinner hingegen war der Hamburger unter dem Strich völlig chancenlos. Auch wenn der Italiener seine Gegner mit wahnsinnig solidem und druckvollem Grundlinienspiel, gepaart mit taktischer Finesse, entnerven kann, hat Zverev eine weitere große Chance nicht genutzt.

In den vergangenen Jahren verschwendete der Deutsche oft zu viel Kraft in der ersten Woche des Turniers, die ihm dann später bei den wichtigen Duellen fehlte. Diesmal spielte sich Zverev auffallend souverän und mit Leichtigkeit durch die ersten Runden (und die gute Auslosung) und profitierte im Halbfinale obendrein von Novak Djokovics Aufgabe. Am Ende war es auch nicht die Fitness, die ihn bremste, sondern der Kopf. Wirklich angekommen auf dem Platz schien Zverev an diesem Abend in der Rod Laver Arena nämlich nie. Am ehesten noch im zweiten Satz. Doch dort erfüllte sich seine eigene Hoffnung („Vielleicht ist es Zeit für mich, ein bisschen Glück in einem Finale zu haben“) nicht. Im Gegenteil. Ein Netzroller im Tiebreak beim Stand von 4:4 ließ den Durchgang auf die Seite des Südtirolers kippen.

Was bedeutet das für die Zukunft? Zverev wird sich aufrappeln (müssen). Dann ist weiter mit ihm zu rechnen. Abgesehen vielleicht von Wimbledon – dort kam er bisher nicht über das Achtelfinale heraus – gehört Zverev mit seinen Fähigkeiten und der aktuellen Form auf allen Belägen zum engen Favoritenkreis – zusammen mit Sinner, Djokovic und Carlos Alcaraz. Hoffnung macht Goran Ivanisevic, der Kroate gewann im Alter von 29 Jahren bei seiner 48. Teilnahme erstmals den Titel. Oder Frauen-Champion Madison Keys. Auch sie ist schon 29 Jahre alt und bestieg den Thron erst im 48. Anlauf.

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