Auch er wird gefragt sein: Die Bayern brauchen die Tore von Stürmer-Star Harry Kane. © Sven Hoppe/dpa
Beste Stimmung beim Abschlusstraining: Kingsley Coman und Leroy Sané scherzten an der Säbener Straße. © Sven Hoppe/dpa
München – Um sich darauf zu besinnen, dass ein Wunder rein theoretisch möglich ist, muss man beim FC Bayern den Blick gar nicht allzu weit zurück richten. Wenn das abschließende Ligaspiel der Champions League an diesem Mittwoch (21 Uhr) gegen Slovan Bratislava angepfiffen wird, ist der Auftakt in die Königsklasse – und somit das 9:2 gegen Zagreb – exakt 134 Tage her. Ein Kantersieg, Platz eins in der Tabelle nach einer „unglaublichen Nacht“ (Harry Kane) der „Kategorie außergewöhnlich“ (Jan-Christian Dreesen), herrlich war das. Und an der Säbener Straße weiß jeder: Will man es als aktuell Tabellen-15. noch irgendwie unter die besten Acht und somit direkt ins Achtelfinale schaffen, muss die Konkurrenz patzen – und heute ein ähnlicher Sahnetag her.
„Für mich ist wichtig, dass wir darauf fokussiert sind, was wir beeinflussen können und das ist unser Spiel“, sagte Trainer Vincent Kompany am Dienstag, wohlwissend, dass man ein Wunder nicht planen kann. „Ich habe versucht zu rechnen und meinen Sonntag daran verloren. Ich habe ungefähr im Kopf, was alles passieren müsste.“ Das bittere 0:3 in Rotterdam vergangene Woche hat nicht nur wehgetan, sondern den Bayern mit Blick auf die Saisonplanung auch einen gehörigen Rückschlag verpasst. Unbedingt wollte man die Playoffs, die am 11./12. und 18./19. Februar ausgespielt werden, vermeiden. Die Ausgangslage aber ist kompliziert: Bayern hat mit 12 Punkten und einer Tordifferenz von +6 kaum noch eine realistische Chance, die Top Acht zu erreichen. Atalanta Bergamo (14 Punkte), sowie Leverkusen, Monaco und Aston Villa (je 13 Punkte) müssten patzen, damit die Münchner noch hochrutschen. Besonders die Tordifferenz spielt eine Schlüsselrolle – intern wird sogar über ein 8:0 gegen Bratislava spekuliert, um die Chancen zu wahren. Dass alle Partien gleichzeitig stattfinden, macht den Abend in der Allianz Arena zu einem echten Krimi. „Für euch ist das gut“, sagte Kompany lachend.
Es gibt Szenarien, die funktionieren würden. Wenn Barcelona gegen Atalanta gewinnt, Lille und Rotterdam Unentschieden spielen, Zagreb gegen Milan und Real gegen Brest gewinnt, sind die Bayern weiter. Bitter aber ist, dass auch die Kontrahenten auf lösbare Aufgaben treffen: Leverkusen spielt gegen Sparta Prag, und Aston Villa empfängt Celtic. Einzig Atalanta geht ins Duell mit Barcelona mit einer Außenseiter-Rolle. Auch Thomas Müller machte am Dienstag keinen Hehl daraus, dass die Lage schwierig ist: „Die Chancen, in die Top-Acht zu kommen, sind nicht groß, aber es gibt ein kleines Fenster. Wir wollen alles dafür tun. Der Hauptfokus liegt darauf, ein gutes Spiel zu machen. Im Fußball ist alles möglich.“
Der ursprüngliche Plan war, bei der Auslosung am Freitag ganz entspannt zuzusehen. Aber Eberl sagt: „Der Modus zeigt, dass vermeintlich große Teams wie Bayern, Real oder PSG sich in diesem Wettbewerb erstmal reinfühlen mussten.“ Man stellt sich daher intern darauf ein, nach einem heißen Januar mit sechs Spielen einen noch heißeren Februar vor der Brust zu haben. Sieben Partien in 28 Tagen würden für Kompany und sein Team anstehen, wenn das Wunder von München ausbleibt. Aus der erhofften Ruhe für Beine und Köpfe – sowie Zeit für Vertragsverlängerungen – würde dann nichts werden.
Hätte, wäre, täte: Kompany versuchte, den Fokus auf das zu richten, was man beeinflussen kann. Das Team ist heiß – und hat zum Glück einen Thomas Müller im Team. Der Routinier erlebt die neue Vorrunde zwar auch zum ersten Mal, aber berief sich auf seinen Stammtisch: „Wir sind in den letzten Jahren durch die Gruppenphase durchgepflügt, aber es war immer vor dem Finale Schluss. Jetzt machen wir es halt andersrum.“
H. RAIF, M. BONKE, V. TSCHIRPKE