Vorsicht vor den Überfliegern

von Redaktion

Im WM-Viertelfinale wartet auf deutsche Handballer ein starkes Portugal

Top-Talent: Portugals Diogo Branquinho. © Solum/Imago

Die knacken wir: DHB-Ass Timo Kastening & Co. sind selbstbewusst © IMAGO

Wie fit ist Juri Knorr? Nach seiner Erkrankung ist er zurück im Team. © IMAGO/Laci Perenyi

Feiern die bisher ungeschlagenen Portugiesen erneut? Mit Deutschland wartet im Viertelfinale ein Top-Team. © IMAGO/Dahle

Oslo – Den Halbfinal-Hattrick vor Augen, die Medaillen zum Greifen nah: Deutschlands Handballer fiebern ihrem „geilen Viertelfinale“ gegen Portugal entgegen. Ein Millionenpublikum wird in der Heimat vor den Fernsehern mitzittern, wenn Kapitän Johannes Golla und seine Mitspieler am Mittwochabend (20.30 Uhr/ARD) gegen das Überraschungsteam in Oslo um ihren WM-Traum kämpfen. „Das sind die Spiele, die jeder spielen will“, sagte Luca Witzke voller Tatendrang. K.o.-Duelle seien etwas ganz besonders, „da freuen sich alle drauf“, versicherte der Rückraumspieler und versprach: „Wir werden alles in die Waagschale werfen.“ Aber Vorsicht: die Portugiesen sind bisher noch ungeschlagen – vor allem dank der Costa-Geschwister.

■ Portugals Wunder-Brüder

Martim (23) und Francisco Costa (20) stehen seit ihrer Kindheit zusammen auf dem Parkett, obwohl „Kiko“ drei Jahre jünger ist. Wie das geht? Francisco spielte schon immer beim älteren Jahrgang mit. Vater Ricardo war ebenfalls Nationalspieler und trainierte seine Jungs in der Jugend und auch jetzt beim Spitzenclub Sporting Lissabon, wo das Trio 2023 das Triple aus Pokalsieg, Meisterschaft und Supercup feierte. Francisco wurde daraufhin als gerade mal 18-Jähriger zum besten Spieler Portugals gewählt. Tiefpunkt in Kikos Karriere: Als er sechzehn Jahre alt war erlitt sein bester Freund, Torhüter Alfredo Quintana, im Training einen Herzinfarkt und starb. Bis heute zieren seine Initialen „AQ“ als Tattoo Franciscos Unterarm. Martim erzielte bislang 33 Tore, „Kiko“ sogar 36. Die beiden sind „mit die größten Talente im Welthandball“, sagt Bundestrainer Alfred Gislason. „Wir können gegen alle gewinnen, aber auch gegen alle verlieren“, sagte Martim Costa beim Fachportal Stregspiller.

■ Unfaire Spielweise

Deutschlands Handball-Legende Stefan Kretzschmar findet auch negative Worte zu den Portugiesen, ihn stört die unsportliche Weise. „Die sind eklig. Das ist eine Meckertruppe. Die fordern jedes Mal zwei Minuten, wenn sie gefoult werden“, erzählt Kretzschmar im Podcast „Kretzsche & Schmiso + Harzblut“. Obwohl ihm der Handballstil prinzipiell „gut gefällt“, wird Kretzsche kein Fan mehr: „Ich kann die nicht richtig leiden. Obwohl mir ihr Handball gut gefällt“.

■ Knorr-Rückkehr

Juri Knorr kehrt nach überstandener Erkältung zurück, ist aber nicht bei 100 Prozent. „Juri ist auf jeden Fall einer von denen, der dabei sein wird“, sagte Gislason „Wie fit er ist, muss man sehen.“ Er wolle seinen Spielmacher „phasenweise“ einsetzen.

■ Chancen: 50:50

Der Respekt vor den Südeuropäern ist groß. Dass sie mit dem EM-Dritten Schweden, dem zweimaligen WM-Champion Spanien und Co-Gastgeber Norwegen in der Hauptrunde drei Schwergewichte aus dem Weg geräumt wurden, spricht für sich. „Es wird ein sehr schwieriges Spiel. Eine super interessante Mischung von alt und jung, erfahrenen Spielern und sehr frischen, richtig guten Spielern“, so Gislason: „Die Chancen stehen 50 zu 50.“

■ Letzte WM-Medaille

Bei einem Sieg wäre eine Medaille zum Greifen nah, das gelang letztmals 2007 beim Heim-Triumph. Nach dem vierten Platz bei der Heim-EM vor einem Jahr und Olympia-Silber im vergangenen Sommer kann das Team von Gislason zum dritten Mal hintereinander bei einem großen Turnier ins Halbfinale einziehen.

■ Folgen bei einer Pleite

Selbst wenn der DHB das Halbfinale verpassen würde, sieht Uwe Gensheimer das Team auf dem richtigen Weg: „Wir werden auch in den kommenden Jahren noch sehr, sehr viel Freude an der Nationalmannschaft haben. Die generelle Richtung zeigt nach oben“, sagte der Ex-Kapitän bei Sky.

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