ZUM TAGE

Wieder wurde eine Chance vertan

von Redaktion

Verteilung der TV-Gelder

Wer sich ein bisschen genauer anschaut, wie auch künftig die Medienerlöse im deutschen Profifußball verteilt werden, der kann den Eindruck bekommen: Bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) verhält es sich ein bisschen so wie bei der deutschen Politik mit ihren vielen Problemfeldern: Man hört sich zwar durchaus die Sorgen und Nöte der Menschen an, doch wenn dann Entscheidungen getroffen werden, kommen bloß kosmetische Korrekturen raus, die den Eindruck von Handlungsfähigkeit erwecken sollen. Im Grunde bleibt nun auch beim Verteilungsschlüssel der Fernsehgelder alles beim Alten.

Bei der Auskehrung der TV-Erlöse war keinerlei Reformwille erkennbar. Die rund 1,3 Milliarden Euro pro Saison sind für die meisten der 36 Lizenzvereine die wichtigste Einnahmesäule. Beim Neujahrsempfang hatten sich langjährige Clubvertreter bereits gar keinen Illusionen hingegeben, dass es echte Veränderungen gibt. Eine Erhöhung des Anteils der 2. Bundesliga von bislang 20 Prozent war nie realistisch. Aber dass die vier Säulen für die Ausschüttung der nationalen Erlöse (Gleichverteilung, Leistung, Interesse und Nachwuchs) auch in ihrem prozentualen Anteil unverändert bleiben, die internationalen Einnahmen weiterhin zum überwiegenden Teil an die Vereine gehen, die ohnehin von den über die UEFA verteilten Europapokalteilnahmen profitieren, macht die Debatten im Vorlauf eigentlich überflüssig: Im entscheidenden Moment stießen alle Forderungen auf taube Ohren.

Die Folge: Die Ungleichgewichte innerhalb der Bundesliga werden sich weiter verstärken, weil immer dieselben Clubs europäisch spielen. Hinzu kommt: Irgendwo wird FIFA-Präsident Gianni Infantino das Geld für sein Prestigeprojekt Club-WM auftreiben, weil er ja die europäischen Großclubs umgarnt. Für die Ausgeglichenheit der nationalen Ligen sind diese Gelder Gift. Und das wissen eigentlich die DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel und Marc Lenz, haben aber nicht die Kraft, den Mut und womöglich auch nicht die Überzeugung, um diese Stellschraube zu betätigen, damit die Liga wenigstens ein bisschen ausgeglichener wird. Die jungen Bosse haben ja je eine Stimme in dem neunköpfigen Gremium, das die Verteilung der Fernsehgelder für die nächsten vier Jahren beschlossen hat – und eine Chance vertan hat.

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