Per Kopf erfolgreich: Harry Kane besorgte das 2:0 in der 63. Minute – gegen die Laufrichtung des Gäste-Keepers. © IMAGO
Das frühe Tor gelang: Thomas Müller traf in der 8. Minute zum 1:0 für die Bayern. Es klappte aber nicht, schnell nachzulegen. © IMAGO
Oft am Ball, oft glücklos: Der wechselwillige Mathys Tel wollte teilweise zu viel. © IMAGO
München – Darauf, die Spielstände der übrigen 17 Partien einzublenden, verzichtete die Regie in der Allianz Arena am Mittwochabend. Und so mussten 75 000 Zuschauer auf der Tribüne und ein paar Staff-Mitglieder des FC Bayern am Handy verfolgen, was das große Finale der Champions-League-Ligaphase für den deutschen Rekordmeister parat halten würde. Auf dem Rasen gab es an diesem milden Winterabend nicht das erwartete Schützenfest, aber immerhin ein 3:1 (1:0), dennoch blieb das Wunder aus. Platz 12 stand am Ende auf der Tabelle für das Team von Vincent Kompany – und somit der Umweg über die Playoffs.
Thomas Müller (8.) hatte die seit nun 34 Vorrunden-Spielen ungeschlagenen Gastgeber früh in Führung gebracht, es dauerte aber bis zur 63. Minute, bis Harry Kane nachlegte und bis zur 84., bis Kingsley Coman traf. Tolic gelang noch der Anschluss (90.). Der durchrotierten Bayern-Elf fehlte lange die nötige Kreativität, um die Möglichkeiten gegen den Außenseiter auszuspielen. Ein kleiner Trost: Es hätte nicht mal mit einem Sahnetag für den direkten Einzug ins Achtelfinale gereicht. Am 11./12. und 18./19. Februar geht es gegen ManCity oder Celtic Glasgow um die Wurst. Der Weg zum anvisierten Finale dahoam ist steinig.
Kompany wollte mir seiner Aufstellung der Partie die gebotene Ernsthaftigkeit zusprechen – und dennoch den Rotationswillen unterstreichen. Thomas Müller, Sacha Boey, Josip Stanisic, Michael Olise und der wechselwillige Mathys Tel kamen in die erste Elf. Die Idee war klar: mit einem 4-1-4-1 Offensiv-Power entwickeln, um den Abend schnell in die richtige Richtung zu lenken. Dass die Bayern daher von Beginn an den Ball nach vorne trieben, war nur logisch. Tel (5.) hatte nach Boey-Vorarbeit die erste Chance, der Druck nach schon in den ersten Minuten stetig zu. Und so klappte, was man sich vorgenommen hatte: Das frühe 1:0.
Joshua Kimmich hatte auf der rechten Außenbahn viel Platz und ein Auge für den am zweiten lauernden Müller. Der 35-Jährige musste die passgenaue Flanke nur noch einnicken. Acht Minuten standen auf der Uhr – und man konnte davon ausgehen, dass die Bayern gegen den punktlosen Tabellenvorletzten ihre Hausaufgaben machen würden. Der Blick richtete sich daher auch auf die anderen Plätze und die Tabelle. Zwischenzeitlich stand Platz 10, dann sogar Platz 9. Trotzdem mussten die 90 Minuten erstmal gespielt werden.
Die Abwehr rückte weit auf – aber es gab auch ein, zwei Situationen, in denen qualitativ bessere Mannschaften Nachlässigkeiten der Bayern womöglich bestraft hätten. Dass es nach 27 Minuten nicht 1:1 stand, war vor allem Manuel Neuer zu verdanken, der gegen Barseghyan eine Glanzparade zeigte. Bayern durfte sich nicht zu sicher sein und versuchte sein Glück vor allem über die rechte Seite, wo Kimmich das Spiel antrieb. Aber die Offensivreihe fand auch Tel immer, der in der 23. Minute das Außennetz traf. Kane (21./36.), Sané (28.) und Kim (30.) hatten weitere gute Gelegenheiten, aber rein ging der Ball nicht.
Man hatte sich gegen Bratislava, das im Schnitte pro Königsklassen-Partie mehr als drei Tore kassiert, doch ein paar Treffer mehr erhofft – zumal das Torverhältnis theoretisch ja entscheidend hätte sein können. Sane, Tel und Müller per Kopf scheiterten kurz nach dem Seitenwechsel, erfolgreich war dann Harry Kane nach einer Flanke des eingewechselten Kingsley Coman (63.). Die Wechsel – auch der geschonte Musiala kam – brachten mehr Schwung, Coman traf noch (84.), Tolic besorgte den Anschluss (90.). Alle, die am Handy schauten, wussten aber: so oder so egal. Bayern muss die Ehrenrunde drehen.
HANNA RAIF, MANUEL BONKE