Für Mathys Tel sollte der Mittwoch keine Bedeutung mehr haben. Denn auch wenn der Franzose erst 19 Jahre jung ist und den Großteil seiner Fußball-Karriere noch vor sich hat, ist er clever genug, um zu wissen, dass sein gestriger Startelf-Einsatz in der Partie gegen Bratislava, den punktlosen Vorletzten der Champions-League-Tabelle, keine Aussagekraft haben würde. Dass Vincent Kompany aktuell nicht auf den Stürmer baut und die sportliche Leitung die Versprechen nicht halten kann, die ihm bei seiner Verlängerung bis 2029 gemacht wurden, ist offensichtlich. Also denkt nun ein junger, wenn auch gestern blasser Offensivmann, der lange geduldig und gewillt war, zu kämpfen, um, weil die Bayern ihm keine Perspektive aufzeigen können.
Die Sache kann noch gut ausgehen – eine sinnvolle Leihe hat auch einst Philipp Lahm oder David Alaba weitergebracht. Es kann aber genauso gut sein, dass man Tel in diesen Wintertagen 2025 für immer verliert (und sich womöglich irgendwann richtig ärgert). Ein Einzelfall, der dennoch Strahlkraft hat – und auch von denjenigen registriert wird, die den Altersdurchschnitt im Kompany-Kader aktuell nach unten drücken. Zwei gute Beispiele: Daniel Peretz, der nie ernsthaft in die Nachfolge-Rolle von Manuel Neuer reinwachsen durfte, und Adam Aznou, der aus der Barca-Jugend mit großen Vorschusslorbeeren kam, bei den Profis aber mit 19 absolut keine Rolle spielt.
Ohne Zweifel ist die Aufgabe, die Max Eberl und Christoph Freund da parallel zur Crunchtime der Saison bewältigen müssen, keine leichte. Die Vertragsverlängerungen mit den Unverzichtbaren ziehen sich, der Etat soll eher kleiner als größer werden. Zudem einen Kaderumbruch in die Wege zu leiten, ohne Qualität zu verlieren, das Team zu verjüngen und trotzdem Titel zu garantieren, ist selbst für bewegliche Führungsmänner ein großer Spagat. Der Blick in den Rückspiegel allerdings lohnt sich, um ihn zu bewältigen, denn ein klarer Kurs ist im ersten gemeinsamen Jahr des Duos nicht erkennbar gewesen.
Zur Erinnerung: Auch Bryan Zaragoza wurde Großes versprochen, ehe er die Flucht ergriff. Für die neuen Jungspunde Tom Bischof und Jonas Urbig kann man nur hoffen, dass die Dinge anders gelagert sind. Wobei Thomas Müller für das Tor schon mal eine Prognose abgab. Urbig wird sie nicht gerne lesen: „An Manuel Neuer führt kein Weg vorbei“