Tobias Eder spielte in der DEL für München, Düsseldorf und die Eisbären Berlin. © SVEN SIMON
München – Es war eine Wohlfühlgeschichte des Sports. Die von zwei Brüdern im Eishockey. Ein federleichtes Leben: Der Andi Eder vom Tegernsee, geboren 1996, und der Tobi zwei Jahre nach ihm. Sie spielten in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr in einem Team, doch sie verglichen sich auf die freundschaftlichste Weise. Andreas (28), der nach einer Wanderschaft über Nürnberg und Straubing wieder beim EHC Red Bull München spielt, erzählte oft von den Jahreswetten mit Tobias (26), bei denen es im Wesentlichen darum ging, wer den anderen opulent zum Essen einladen muss. Die letzten Male hatte Tobi gewonnen, weil er mehr Tore erzielt, mehr Scorerpunkte gesammelt hatte. Andi forderte „einen neuen Modus“, weil es bei ihm verletzungsbedingt weniger Spiele gewesen waren.
Die fröhliche Neckerei der beiden grundfreundlichen und trotz des Jobs heimatverbundenen Burschen vom Tegernsee wird in Erinnerung bleiben. Sie war diese Saison auch völlig in den Hintergrund getreten, als im Herbst 2024 aus dem Nichts die Krebserkrankung von Tobi festgestellt und publik geworden war. Und sah es zunächst noch so aus, als schlage die Therapie an, so verdüsterte sich in den vergangenen Tagen das Bild. Am Sonntag fehlte Andi seinem EHC München beim Spiel in Wolfsburg, das war schon ein schlechtes Zeichen, am Dienstag gab die Mannschaft der Eisbären Berlin bekannt, dass sie sich aufgrund von Tobis sich akut verschlechterndem Zustand nicht in der Lage sähe, am Mittwochabend in Ingolstadt anzutreten (woraufhin die Liga die Partie auf Ende Februar verschob). Am Mittwochnachmittag schließlich vermeldeten die Eisbären, der Deutsche Eishockey-Bund und die Deutsche Eishockey Liga, dass Tobias Eder im Alter von 26 Jahren verstorben war. „Alle Mitarbeitenden, Coaches, Staff-Mitglieder und Teamkameraden innerhalb des DEB sind fassungslos und schockiert“, schrieb der Verband. „Wir sind geschockt, tieftraurig und fassungslos. Tobi hat seinen schwersten Kampf leider nicht gewonnen. Es ist unmöglich, jetzt die richtigen Worte zu finden“, erklärten die Eisbären.
Tobi Eder war eines der größten deutschen Eishockey-Talente. Tölzer Schule. Mit 13 spielte er bereits in der U16, neben Bruder Andi und Maxi Kammerer (heute Kölner Haie). In seiner zweiten Saison war er der beste Scorer des Nachwuchsteams. Während Andi sich kurz im kanadischen Junioren-Eishockey versuchte, blieb Tobi in der Heimat. Andi wechselte schließlich an die Red-Bull-Akademie, Tobi zog nach. Offiziell wurde er schon 2016 bei der ersten Deutschen Meisterschaft des EHC München im Kader gelistet und durfte sich dem entsprechend auch ins Goldene Buch der Stadt München eintragen; zum Stamm des DEL-Teams gehörte er aber erst 2018/19. Er entschied, sich mit einem Vereinswechsel herauszufordern.
In dieser Phase seiner Karriere ging es zäh voran, auch im ersten Jahr bei der Düsseldorfer EG (2019/20), da blieb er als Stürmer noch ohne Tor. Doch in Harold Kreis, der die DEG trainierte, hatte er einen großen Förderer. Tobi Eders Offensiv-Produktion stieg massiv an, 2023 lockten ihn die Eisbären Berlin weg aus Düsseldorf. Mit 25 Saisontoren und dem Meistertitel spielte sich Tobi Eder in den Kader für die Weltmeisterschaft in Tschechien. Harold Kreis war inzwischen Bundestrainer.
Es ist nicht das erste Todes-Drama, das das deutsche Eishockey erschüttert. Nationaltorhüter Robert Müller starb 2009, 28-jährig, an einem Hirntumor, Verteidiger Robert Dietrich 2011 mit 25 beim Flugzeugabsturz seines Teams Torpedo Jaroslawl. Auch ein amerikanischer Star, gegen den Tobi Eder bei der WM 2024 noch gespielt hatte, lebt nicht mehr: Johnny Gaudreau verstarb im Sommer an der Seite seines Bruders. Beide waren auf Rädern unterwegs und von einem Auto erfasst worden. Es ist eine traurige Saison.
GÜNTER KLEIN