Außenseiter: Prinz Feisal al-Hussein. © Imago
Turnweltverband-Chef Morinari Watanabe. © IMAGO
Radsport-Boss David Lappartient. © IMAGO
IOC-Vize Juan Antonio Samaranch. © IMAGO
Bond? Nein, FIS-Präsident Johan Eliasch. © IMAGO
Simbabwes Sportministerin Kirsty Coventry. © IMAGO
Leichtathletik-Boss Sebastian Coe. © IMAGO
Päpstlicher Segen: IOC-Präsident Thomas Bach. © IMAGO
Wahlkampf hinter verschlossenen IOC-Türen: Die sieben Kandidaten stellen sich heute in Lausanne vor. © Imago/Maykovx
Lausanne – Die Bewerber um die Nachfolge von IOC-Präsident Thomas Bach (71) präsentieren sich am Donnerstag in Lausanne hinter verschlossenen Türen den Mitgliedern der Ringe-Organisation – die Wahl findet dann im Rahmen der 144. IOC-Vollversammlung vom 18. bis 21. März in Griechenland statt. Unsere Zeitung stellt die sechs Anwärter und die eine Anwärterin vor.
■ Der Anti-Bach
Sebastian Coe (68/Großbritannien): Falls die Mehrzahl der 110 IOC-Mitglieder einen Systemwechsel wünscht, wäre der Lord ihr Mann. Als Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes profilierte sich der Olympiasieger mit seinem harten Kurs gegen Russland. Auch verteilte er unter den Leichtathleten Geld für Gold bei den Sommerspielen in Paris, was einem Tabubruch in der olympischen Welt gleichkam. Coe will die Macht im IOC stärker verteilen und hat eine „klare, wissenschaftlich fundierte Politik zum Schutz der weiblichen Kategorie“ im Sinn – einen neuerlichen Fall wie den der Boxerin Imane Khelif will er vermeiden. Coe ist streitbar, aber er gilt auch als durchaus aussichtsreich. Zu einem Problem könnte allerdings die derzeit geltende IOC-Altersbegrenzung von maximal 75 Jahren werden, womit er im Kreis der Bewerber aber nicht allein ist.
■ Die Kandidatin
Kirsty Coventry (41/Simbabwe): Die einzige Frau im Bewerberkreis, sie wäre auch die erste Präsidentin des IOC und der erste Mensch aus Afrika, der dem Ringeorden vorsteht. Coventry muss wohl zum engeren Favoritenkreis gezählt werden, denn die zweimalige Schwimm-Olympiasiegerin ist bereits seit 2013 IOC-Mitglied, sie wurde seit jeher von Bach gefördert, ist Teil seiner mächtigen Exekutive. Die Auftritte der auch in der Politik tätigen Coventry (Sportministerin von Simbabwe) sind allerdings blass, sie steht für einen allenfalls sanften Kurswechsel, will etwa Digitalisierung und Künstliche Intelligenz im Sport vorantreiben.
■ Der Businessman
Johan Eliasch (62/Großbritannien/Schweden): Der milliardenschwere CEO des Ski-Herstellers Head und Präsident des Weltverbandes FIS ist erst seit Oktober 2023 IOC-Mitglied – und selbst in seinem eigenen Verband unter den Athleten umstritten. Kernpunkte seines Wahlprogramms: Umweltschutz und Technologie. „Wenn sie jemanden mit viel Erfahrung und Fachwissen suchen, bin ich der richtige Mann“, sagt Eliasch.
■ Der Underdog
Prinz Feisal al-Hussein (61/Jordanien): Der jüngere Bruder von Jordaniens König Abdullah II. ist zwar wie Coventry Teil des IOC-Führungszirkels unter Bach, seine Präsidentschaftsambitionen überraschten aber. Er wirbt um eine Neuorganisation des Wettkampfkalenders, um die Herausforderungen des Klimawandels besser zu managen. Seinem Programm fehlt ein Punkt, mit dem er sich wesentlich abhebt.
■ Der Emporkömmling
David Lappartient (51/Frankreich): Der Präsident des Radsport-Weltverbandes hat eine Blitzkarriere im IOC hingelegt, dem er erst seit 2022 angehört. Er half der Ringe-Organisation aus der Patsche, indem er in seiner Funktion als Frankreichs NOK-Chef zügig eine Bewerbung für die Winterspiele 2030 auf die Beine stellte – und vom IOC den Zuschlag erhielt. Zudem wurde er von Bach beauftragt mit der IOC-Offensive im Bereich E-Sport, 2025 finden die ersten Olympic E-Sport Games in Saudi-Arabien statt. Lappartient setzt ohnehin auf technischen Fortschritt – plädiert für ein Ende des russischen Exils im Sport. Ihn muss man wohl auf dem Zettel haben.
■ Der Sohn
Juan Antonio Samaranch (65/Spanien): Der Name hat einen Klang in der Welt der Sportpolitik – was an seinem gleichnamigen Vater liegt, der das IOC von 1980 bis 2001 (auf umstrittene Weise) führte und auch Bach einst protegierte – unter dem wiederum „Juanito“ derzeit einer von vier Vizepräsidenten ist. Samaranch will den Aktiven mehr Selbstvermarktung gestatten und für das IOC neue Einnahmequellen erschließen. Geldversprechen waren schon immer eine harte Währung in der Ringe-Organisation.
■ Der Verwegene
Morinari Watanabe (65/Japan): Watanabe, Präsident des Turn-Weltverbandes, wartet mit der gewagtesten Agenda auf. Seine revolutionäre Kernidee: Die Olympischen Spiele auf fünf Kontinenten gleichzeitig auszutragen. Er selbst nannte diese Idee „verrückt“. Und seine Chancen scheinen begrenzt zu sein.
SID