Les Sables-d‘Olonne – Nach 80 harten Tagen auf dem Meer gönnte sich Boris Herrmann zur Zielankunft erstmal einen kräftigen Schluck aus der Buddel. „Ich bin glücklich, dass dieser Kampf vorbei ist“, sagte der 43-Jährige, als er zu nächtlicher Stunde die Vendee Globe mit all ihren Strapazen als Zwölfter abgeschlossen hatte.
Nach 80 Tagen, zehn Stunden und 16 Minuten auf hoher See war der Segler bei der Einhandregatta am späten Mittwochabend um 23.18 Uhr vor Les Sables-d’Olonne in Frankreich angekommen. Direkt seine Liebsten in die Arme schließen konnte er aber nicht – der hohe Seegang verzögerte seine Einfahrt in den Hafen. Donnerstagfrüh kamen dann die ersten Teammitglieder an Bord.
„Nach 81 Tagen freue ich mich dann darauf, wieder festen Boden zu betreten“, sagte Herrmann, dessen sportliche Hoffnungen auf eine vordere Platzierung sich dann doch schon frühzeitig zerschlugen. Doch er vollbrachte nach Rang fünf 2021 erneut eine außergewöhnliche Leistung in völliger Einsamkeit, in Wind und Wellen. Und Herrmann deutete während der Regatta bereits an, dass er durchaus über eine weitere Kampagne bei der Vendee Globe nachdenkt. Die nächste Auflage beginnt 2028.
Zunächst einmal kehrt der Familienvater aber ein Stück weit in die Normalität zurück, in die Zivilisation, und freut sich auf ganz alltägliche Dinge. „Er hat schon ein Lieblingsessen, wenn er wieder ankommt. Kartoffeln und Blumenkohl findet er super“, sagte seine Frau Birte Lorenzen-Herrmann.
Mit den sportlichen Entscheidung und den Problemen an Bord musste Herrmann aber völlig allein zurechtkommen. Er kletterte trotz Höhenangst auf den 29 Meter hohen Mast, ärgerte sich über falsche Kursentscheidungen oder kämpfte mit dem Schlafmangel in Extrembedingungen. „Manchmal möchte ich weinen“, sagte Herrmann rund zwei Wochen, nachdem er sich mit 39 Kontrahenten am 10. November ins Abenteuer gestürzt hatte. Seinen großen Ambitionen konnte er schließlich nicht gerecht werden, Herrmann war als einer der Mitfavoriten ins Rennen gegangen, musste aber recht früh schon die Konkurrenz davonziehen lassen. Als sich der Franzose Charlie Dalin am 14. Januar dann in neuer Rekordzeit von 64 Tagen, 19 Stunden und 22 Minuten zum großen Sieger kürte, hatte Herrmann gerade erst den Äquator passiert.
Nun ist er am Ziel. Noch an Bord stieß er nun in einer Videokonferenz mit Freunden und Familie auf seine geglückte Rückkehr an.
SID