Geheime Absprachen brachten auch nichts: Kimmich und Kompany. © IMAGO
Arbeit statt Leichtigkeit: Müller gegen Bratislava. © IMAGO
Mund abputzen, weiter geht‘s? Sané, Kim und Kane versuchten es am Mittwoch zumindest. © IMAGO
München – Zwei sichere Gradmesser für die Gemütslage im Kader des FC Bayern sind das Gesicht von Joshua Kimmich und die Angriffslaune von Max Eberl. Und in der Nacht zum Donnerstag waren beide Parameter relativ eindeutig. Der Bayern-Regisseur verließ die Allianz Arena nach dem 3:1 (1:0) gegen Slovan Bratislava wortlos und äußerst griesgrämig. Und Eberl blaffte einem Reporter Sätze wie „Lass mich doch mal ausreden“ und „Guck bitte nicht so“ ins Gesicht. Nein, ein guter Abend war dieser Krimi zum Vorrunden-Showdown für das Team von Vincent Kompany nicht gewesen. Den Sieg auf den Rasen überstrahlten schon mit Schlusspfiff die Schlagworte, die die kommenden Wochen prägen: Playoffs – gegen Celtic Glasgow oder Manchester City.
„Es ist komisch, wenn sich Siege nicht wie Siege anfühlen“, sagte Thomas Müller, der neben Harry Kane und Kingsley Coman zwar getroffen, gemeinsam mit seinen Offensivkollegen aber nie den Glauben an ein Wunder ausgestrahlt hatte. Für die Top 8 und den direkten Einzug ins Achtelfinale hätte auch ein Schützenfest nicht gereicht. Zwei Treffer mehr aber vorne und einer weniger hinten – und die möglichen Gegner in der ersten K.o.-Runde des Wettbewerbs (11./12. und 18./19. Februar) wären Sporting Lissabon oder Brügge und damit nicht ganz so namhaft gewesen. „Übereifer“ hatte Sportvorstand Max Eberl beobachtet, im Stile einer Spitzenmannschaft agierten die Bayern gegen die punktlosen Slowaken wahrlich nicht. Manuel Neuer fasste es treffend zusammen: „Wir haben es nicht verdient – und deshalb gehen wir in die Playoffs.“ Garniert mit einer Portion Müller-Humor lautete das Fazit: „Wenn du das Etappenziel nicht erreichst, musst du es eben in der Ehrenrunde gerade biegen.“
Platz zwölf stand am Ende in der Tabelle – und der Blick nach hinten auf die Plätze 21 und 22 brachte die bittere Gewissheit, dass der Traum von Finale dahoam schon dreieinhalb Monate vor dem 31. Mai jäh platzen könnte. Ein Wiedersehen mit Pep Guardiola wäre – trotz der Formschwäche von ManCity – eine Mischung aus vorgezogenem Finale und Prestige-Duell. Zumindest verbal machte es den Eindruck, dass der Ex-Bayern-Coach mehr vor den Münchnern zittert. Nach dem 3:1 gegen Brügge sagte Guardiola mit Blick auf seine möglichen Gegner: „Real Madrid oder Bayern München – der eine ist der König des Wettbewerbs, der andere ist vielleicht der zweite oder dritte König des Wettbewerbs.“ Aus Münchner Mündern hörte man lediglich bei Eberl den Satz: „Es hätte auch leichter kommen können.“ Der Rest versuchte, sich irgendwie schnell wieder aufzurichten, um im „spannenden Februar“ (Eberl) nicht schon alles zu verlieren.
Das letzte Vorrunden-Aus liegt mehr als 20 Jahre zurück. In der Saison 2002/03 war in der Gruppenphase Schluss, der Super-GAU soll tunlichst vermieden werden. Kompany sagte vor der Auslosung an diesem Freitag (12 Uhr) daher überlegt: „Wir befinden uns in einer Phase des Wettbewerbs, in der man große Spiele erwartet.“ Was auch immer nun kommen möge, „wir müssen darauf vorbereitet sein“. Müller muss sich dafür „erst mal sammeln“, Kompany will „diese Energie wieder umsetzen, dass wir heiß sind auf diese Playoff-Spiele“. Dass zwischen den beiden Duellen auch noch Meister Leverkusen zum Gastspiel in der Liga bittet, tut sein Übriges.
Primetime ist für die Bayern heuer im Februar. Sein Team irgendwie reif für die Insel zu bekommen, das Ziel von Kompany. Klappt es, kann etwas Großes entstehen. Klappt es nicht, will man Kimmich und Eberl am 19. Februar lieber nicht begegnen…
H. RAIF, M. BONKE, V. TSCHIRPKE