Gedenken statt Party

von Redaktion

In der Trauer um Tobi Eder trifft der EHC München auf Bremerhaven

Letzter Auftritt in München: Tobias Eder am 22. Dezember 2024 bei der Bannerzeremonie für Michael Wolf. © IMAGO

München – Das wird, obwohl ausverkauft, kein Party-Event werden im SAP Garden am Freitag (19.30 Uhr). Das deutsche Eishockey trauert um Tobias Eder (26) von den Eisbären Berlin, der am Mittwoch an den Folgen einer Krebserkrankung verstarb. Zum EHC Red Bull München hatte er eine besondere Verbindung, hier wurde Tobi Eder Profi, an der Seite seines älteren Bruders Andi. Kurz vor Weihnachten war Tobi Eder zu Gast im SAP Garden, Anlass war die Bannerzeremonie für den früheren Kapitän Michael Wolf. Tobi Eder trug ein München-Trikot, die Fans sangen seinen Namen, sie wollten ihn unterstützen bei der Genesung.

Besondere Verbindung

Heute gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven wird die Lautstärke also heruntergeregelt werden im Garden, der sich gerade als touristische Attraktion erweist und zum Eishockey mittlerweile regelmäßig den Besuch von 10796 Menschen vermelden kann. Auch der Dienstag in Köln hatte sich für den EHC München schon anders angefühlt. Die Mannschaft wusste Bescheid darüber, dass Tobias Eder, mit dem Konrad Abeltshauser, Maxi Daubner, Maxi Kastner, Patrick Hager und Yasin Ehliz noch gespielt hatten und den viele andere über seinen Bruder Andi persönlich kannten, im Sterben lag. Im Team war zwar wenig gesprochen worden über Tobi, weil Konsens herrschte, dass man Andi am besten helfe, wenn man eine normale alltägliche Arbeitsatmosphäre schaffe – doch in den vergangenen Tagen konnte man der traurigen Realität nicht mehr ausweichen. Die Mannschaft wollte wie die der Kölner Haie mit Tobi Eders Weggefährten Maxi Kammerer, Justin Schütz, Mirko Pantkowski und Elias Lindner spielen – allerdings einigte man sich mit dem übertragenden Sender MagentaSport darauf, auf sämtliche Interviews am Rande zu verzichten. Was sollte man über das nebensächlich gewordene Spiel sagen? Die Aufgabe wurde stumm erledigt.

Der Torjubel fiel verhalten aus. Nur nicht in der Schlussminute. Bei 11,8 Sekunden Restspielzeit fiel Kölns 2:2, mit 0,2 Sekunden auf der Countdown-Uhr gelang Chris DeSousa das 3:2 für den EHC. Da überlagerten die aus den Momenten entstehenden Emotionen die getrübte Gesamtstimmungslage.

Im dritten Spiel unter dem an die Bande zurückgekehrten Don Jackson gelang dem EHC der dritte Sieg, in allen Partien zeigte sich die Mannschaft nervlich stabil – noch vor zwei Wochen hatten sich die Spieler gegenseitig angesteckt mit ihrer Verunsicherung. Nach drei Saisonniederlagen gelang sogar gegen Köln jetzt mal ein Sieg, in der etwas schiefen Tabelle (Rivale Bremerhaven musste einige Heimspiele wegen eines Defekts der Eisanlage verlegen) hat der EHC Kontakt zu Platz drei aufgenommen. Die Schusseffizienz hat sich verbessert, die Defensivleistung vor allem. Allerdings musste in Köln Abwehrspezialist Dominik Bittner nach einem Schlag auf den Unterarm vom Eis, und noch nicht optimal ist das Unterzahlspiel. Wobei der EHC in Köln in eine durchaus vermeidbare Situation geriet: Weil die Münchner zu spät zum dritten Drittel auf dem Eis erschienen, bekamen sie eine Zweiminutenstrafe für Spielverzögerung – und sogleich das erste Gegentor.

Nun wird Don Jackson sein erstes Heimspiel im SAP Garden erleben. Normal wäre er, ohne das anzustreben, die Hauptfigur. Er wird es nicht sein, sondern einer, den er einst coachte, der nicht mehr da ist, aber noch einmal auf dem Videowürfel aufleuchten wird. Begleitet von Stille.
GÜNTER KLEIN

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