„Sind doch nicht im Kasperltheater“

von Redaktion

DHB-Chef Michelmann: Keine Diskussion über den Bundestrainer

Der Chef spricht ein Machtwort: Michelmann. © Stache/dpa

Oslo – Zumindest etwas Positives gewann Johannes Golla dem WM-Finalwochenende auf der Couch dann doch noch ab. „Ich freue mich sehr auf meine Familie und meine Kinder“, sagte der Kapitän der deutschen Handballer. Doch auch beim Krafttanken im Kreise der Liebsten steckte das vorzeitige Aus in Oslo tief.

Während die Bundesliga mit dem Wiederbeginn in der kommenden Woche bereits ihre Schatten vorauswirft, läuft in Handball-Deutschland die Aufarbeitung einer Weltmeisterschaft, die kaum als ein Erfolg in die Geschichte eingehen dürfte. Ein halbes Jahr nach Olympia-Silber wurde das Team von Bundestrainer Alfred Gislason den gestiegenen Ansprüchen nicht gerecht.

Gislason selbst hatte das jähe Aus ja nicht als Rückschlag sehen wollen. Doch die versammelten Experten widersprachen heftig. „Natürlich ist es ein Rückschlag für den deutschen Handball so gegen Portugal im Viertelfinale auszuscheiden“, wetterte Stefan Kretzschmar. Weltmeister Michael Kraus fand das deutsche Angriffsspiel als „ideenlos“. Statt sich an krativen Lösungen zu versuchen, habe sich das Team allzu oft in Einzelaktionen verzettelt.

DHB-Sportvorstand Ingo Meckes dachte derweil schon weiter. Die WM sei ein Schönheitsfehler, doch; „Die Achse“, sagt der DHB-Sportvorstand mit Blick auf Leistungsträger wie Golla, Juri Knorr, Julian Köster oder Renars Uscins, „kann die Mannschaft noch jahrelang tragen“. Der Sportchef sieht eine „große Chance für die Zukunft“. Ob diese Chance nach dem Aus von Oslo in den Händen von Alfred Gislason liegen sollte, ist eine der vielen laufenden Diskussionen. Wovon DHB-Chef Andreas Michelmann freilich nichts wissen will. „Wir sind doch nicht im Kasperltheater“, wetterte er in Bild, „wenn alle Top-Länder ihre Trainer wechseln würden wenn sie keine Medaille gewonnen haben, dann wären wir ja auf einem Karussel wie beim Rummel.“

Eine lange Pause gibt es nicht. Im März im Rahmen der EM-Qualifikation mit einem Doppelpack gegen Österreich wieder zusammenkommt. Baustellen gibt es zweifellos. Vor allem das Tempospiel ließ bei den zähen Auftritten in Dänemark und Norwegen zu wünschen übrig. Das deutsche Spiel bot mehr Krampf als Glanz. Immer wieder waren außergewöhnliche Leistungen der Torhüter Andreas Wolff und David Späth nötig, um im Spiel zu bleiben.

Dazu fehlte auf manchen Positionen wie hinter Shootingstar Uscins im rechten Rückraum die Breite. Weitere Spieler der zweiten Reihe, Marko Grgic, Nils Lichtlein oder Justus Fischer, fanden nur mühsam ins Turnier. Und dennoch: Die Grundvoraussetzungen bleiben gut. Der Umbruch, der unter Gislason vollzogen wurde, bildet weiter eine vielversprechende Basis. Der Isländer selbst prophezeite seinem Team vor dem Turnier eine „Riesenzukunft“. Nun ist er gefordert, sie zu gestalten.
SID/MM

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