SKISPRINGEN

„Werden deutlich stärkeren Auftritt hinlegen“

von Redaktion

Bundestrainer Horngacher hofft auf die Trendwende in Willingen

Angespannte Miene bei Skisprung-Trainer Stefan Horngacher. © IMAGO

Willingen – Seit 2019 ist der Österreicher Stefan Horngacher (55) Skisprungtrainer des deutschen Teams und musste seine Springer immer wieder aus sportlichen Formtälern herausholen. Oft war die Schanze in Willingen ein gutes Pflaster für den Vorjahressieger Andreas Wellinger und Co. Nach dem Mixed-Weltcup am Freitag stehen noch zwei Einzelspringen der Männer und ein Frauen-Einzel an. Wir haben vorab mit dem Bundestrainer über die Erwartungen gesprochen.

Sie sind in Willingen 2002 mit dem Team ganz oben auf dem Podest gestanden. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Ich weiß noch, dass wir im Training nicht gut gesprungen sind. Wir haben dann aber sehr gut analysiert und konnten einen ordentlichen Wettkampf hinlegen.

Damals war auch Andreas Widhölzl dabei. Schauen Sie in diesen Tagen auch mal ein bisschen neidisch in Richtung des österreichischen Trainers?

Neidisch nicht, weil jeder bei uns seine Arbeit macht. Und jeder macht seine Arbeit gut. Anfang der Saison hat der Pius die Nase vorn gehabt, bei der Tournee waren es die Österreicher. Das wechselt immer wieder, und die Saison ist ja auch noch lang. Aktuell sind die Slowenen und die Norweger top.

Ist es denn möglich, sich von den Österreichern etwas abzuschauen?

Zu 99 Prozent schaut man auf die eigenen Sportler, aber man schielt mit einem Auge auch mal rüber, wie die technisch so springen. Der Hauptfokus gilt natürlich der eigenen Mannschaft.

Wie erklären Sie sich den Saisonverlauf bis jetzt, der ja mit einem überragenden Pius Paschke seinen Anfang genommen hat?

Wir haben extrem stark begonnen und sind dann in die Tournee gegangen mit einer großen Erwartungshaltung. Die haben wir aber leider nicht erfüllen können. Danach wollten die Jungs dann beweisen, dass sie ganz vorn mitspringen können, aber auch das ist bedauerlicherweise nicht gelungen. Jetzt in Oberstdorf war das Ergebnis auch nicht wahnsinnig gut, aber ich glaube, wir haben einen guten Weg gefunden, was jetzt zu tun ist, um in Willingen oder im Laufe der Saison wieder heranzukommen.

Gibt es denn kurzfristige Stellschrauben, an denen man drehen kann?

Auf jeden Fall. Das ist ja das Gute am Skispringen, dass es relativ schnell gehen kann. Der Knoten kann sich schon lösen, wenn du fünf Meter weiter springst. Aber die Konkurrenz ist eben auch sehr hart, es gibt sehr viele gute Springer und man muss schon einiges richtig machen.

Willingen war für die deutschen Springer oft schon eine Wohlfühloase. Wie hoch ist die Chance, dass die Trendwende dort gelingt?

Eigentlich relativ hoch. Wir haben in Oberstdorf, wo wir auch nochmal trainiert haben, einige Dinge verbessern können, sodass es in die richtige Richtung geht. Ich bin mir sicher, dass wir in Willingen wieder einen deutlich stärkeren Auftritt hinlegen werden.

Das Wochenende begann ja mit einem Mixed-Wettbewerb. Wie sehr bereichern die Frauen die gemeinsamen Weltcups mit den Männern?

Das ist immer gut, wenn die Frauen mit dabei sind. Für den Veranstalter ist die doppelte Aufgabe zwar sehr anstrengend, aber prinzipiell machen gemeinsame Weltcup-Orte schon Sinn. Vor allem, wenn es auch ein Mixed-Springen gibt.

Wenn Sie sich etwas für das Wochenende wünschen könnten, was wäre das?

Im Einzel hätte ich gern, dass wir mit unseren drei, vier besten Leuten wieder herankommen an die Spitze. Mit zwei bis drei Springern unter den besten Zehn hätten wir dann einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.


INTERVIEW:

TORSTEN KOHLHAASE

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