Eine fürchterliche Woche liegt hinter dem deutschen Eishockey. Der Tod des Spielers Tobias Eder war eine Erschütterung, auch weil man glaubte, ein junger Mensch von 26 Jahren und mit der Konstitution eines Hochleistungssportlers würde den Krebs schon besiegen können. Doch in all ihrer Schmerzhaftigkeit hatte die vergangene Woche auch etwas Tröstliches. Weil zu sehen war, wie menschlich alle mit der Situation umgingen: Die Eisbären Berlin, die darum baten, nicht spielen zu müssen, als ihr Teammitglied Tobi Eder im Sterben lag; die gegnerischen Clubs und die Liga, die diesem Wunsch entsprachen; TV-Kommentator Bastian Schwele, der die Todesnachricht weinend vortrug; die Fans in München, wo Tobi Eder einst neben seinem Bruder spielte, die vor der Halle eine Andacht abhielten. Und auch an Standorten, die keinen direkten Eder-Bezug hatten, war die Trauer aufrichtig. Bei den Schweigeminuten herrschte absolute Stille – in diesem sonst sehr lautstarken Sport.
Das Eishockey wirkt oft rücksichtslos. Immer wieder muss die Liga ein Strafmaß für schwere Checks verhandeln, und auf den Rängen berauscht man sich nach wie vor daran, wenn zwei Akteure sich mit blanken Fäusten traktieren. Doch alle im und ums Eishockey herum hatten und haben ein Gespür dafür, wann der alltägliche Kampf in den Hintergrund zu treten hat – und Gemeinsinn angesagt ist.
Das Eishockey beweist sich oft genug als Solidargemeinschaft über Vereinsgrenzen hinweg. Als vor Jahren Nationaltorwart Robert Müller über seinen inoperablen Hirntumor informierte, wurde er in jedem Stadion gefeiert, solange er noch spielen konnte (er verstarb 2009). Als in der Oberliga der Rosenheimer Mike Glemser infolge eines unglücklichen Fouls durch seinen Gegenspieler eine Querschnittslähmung davontrug, gingen Hunderttausende Euro an Spendengeldern aus dem ganzen Land ein, die es ihm ermöglichen sollen, unter behindertengerechten Umständen leben zu können. Es wurde gesammelt für den Bayernliga-Torhüter Anian Geratsdorfer, der mit 31 einen schweren Herzinfarkt erlitt, oder für die Familie des DEL-Keepers Kevin Reich, die einen schwerbehinderten und dann auch noch verunglückten Sohn und Bruder zu versorgen hatte. Eishockey ist nicht der größte Sport. Aber vor allem charakterlich groß genug, wenn er es sein muss. Guenter.Klein@ovb.net