Mit Schuhgröße 34 zu Olympia nach Mailand

von Redaktion

Frauen-Eishockeyteam muss sich beweisen

Olympia im Blick: Daria Gleißner. © IMAGO

München – Wo steht das deutsche Eishockey? Dazu mal ein anderer Vergleich als der übliche, vorgetragen von Christian Künast, dem Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB): „Wenn man es in Schuhgrößen ausdrückt: Bei den Männern 41/42, bei den Frauen 34/35.“ Die Herren haben also einen soliden Tritt, sie erreichten in den vergangenen Jahren beständig mindestens das WM-Viertelfinale und wurden 2023 sogar Vizeweltmeister. Die weibliche Sparte ist mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen, verzeichnet Fortschritte, aber: „Vor allem in der Altersgruppe 14 bis 20 müssen wir uns weiterentwickeln, von Schuhgröße 34 zu wer weiß wohin“, fordert Künast. Beeinflussen wird den Verlauf des Wegs, was in dieser Woche geschieht: Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft spielt um einen Platz bei Olympia 2026 in Mailand, in Bremerhaven trifft sie auf Österreich (Donnerstag, 19.30Uhr), die Slowakei (Samstag, 14.30 Uhr) und Ungarn (Sonntag, 18 Uhr/alle Spiele kostenfrei bei MagentaSport).

Auch die Männer sind im Einsatz, ihre Februar-Maßnahme bestreiten sie traditionell mit einem jüngeren Team aus Spielern unter 25 Jahren. Am Mittwoch und Donnerstag (jeweils 18 Uhr/kostenfrei bei MagentaSport) tritt das DEB-Team in Banska Bystrica gegen die Slowakei an. Für Bundestrainer Harold Kreis geht es um die Sichtung der jüngeren Jahrgänge und die Einweisung „in unser grundsätzliches Spielsystem“ und „die internationale Erfahrung“ (Künast). Man kann die Aufgaben ohne großen Druck angehen.

Mehr auf dem Spiel steht für die Frauen. Olympische Spiele erlebten sie bislang nur 2002,06 und 14. Vor vier Jahren missglückte in Füssen das Unterfangen, sich das Ticket für Peking 2022 zu erspielen. Daria Gleißner (31) aus Memmingen, die Kapitänin, ist am längsten dabei: „2014 war ich in Sotschi schon im Olympischen Dorf, habe mich aber vor der Eröffnungsfeier so schwer verletzt, dass ich danach froh war, überhaupt weiterspielen zu können.“ Das Scheitern in Füssen 2021 erlebte sie ebenfalls als Zuschauerin, doch war nahe dran, um das Damals mit dem jetzigen Status vergleichen zu können: „Vom Kader her liegen Welten dazwischen. Wir haben nun eine schöne, harmonische Mischung aus Erfahrung mit mir und aus dynamischen, energetischen Spielerinnen und sind über drei, vier Jahre eng zusammengewachsen“, sagt Gleißner. Mit Jeff MacLeod, dessen Sohn Gregor bei den Kölner Haien spielt, übernahm ein Profi-Trainer, „der von der Struktur vieles verändert hat“ (Gleißner).

Deutschland ist nominell Favorit. Zwar haben die Österreicherinnen zwei Spielerinnen aus der nordamerikanischen Profiliga PWHL dabei, die Slowakinnen das 16-jährige Supertalent Nela Lopusanova und die Ungarinnen mit Hayley Williams und Madie Leidt zwei eingebürgerte US-Torjägerinnen – „aber für uns spricht die Tiefe“, sagt Daria Gleißner. Vielleicht sind die deutschen Füße gar nicht so klein.
GÜNTER KLEIN

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