Tempo, Ehrgeiz und Charakter

von Redaktion

Abiama und Lucoqui erstmals für 1860 am Ball – Funkel hat beide trainiert

Zweitligadebüt beim Trainer-Guru: Friedhelm Funkel 2016 mit dem damals 19-jährigen Fortuna-Talent Lucoqui. © FD

Draufgänger: So beschreibt Funkel Neulöwe Lucoqui.

Der Ball ist sein Freund: Sturm-Neuzugang Abiama.

Im Gleichschritt zum Löwen-Debüt: Linksverteidiger Lucoqui (l.) und Stürmer Abiama. © Sampics (3) / Stefan Matzke

München – Ein bunt gemischtes Empfangskomitee hatte sich eingefunden, um die neuen Löwen an der Grünwalder Straße 114 willkommen zu heißen: Rentner, Dauer-Kiebitze, ein Papa mit einem kleinen Autogrammsammler, zudem Reporter und Fotografen. „Alles Gute!“, schallte es Anderson Lucoqui entgegen, als der Linksverteidiger gegen 10.30 Uhr den Trainingsplatz betrat. „Servus, herzlich willkommen“, wurde Dickson Abiama begrüßt, der zwei Minuten später aus der Kabine kam – versehen mit einem Wunsch, den der Stürmer nicht zum letzten Mal gehört haben wird: „Viele Tore!“

Zwei Last-Minute-Löwen also, beide aus der 2. Liga gekommen, beide im so genannten besten Fußballeralter. Abiama (26) fristete zuletzt beim 1. FC Kaiserslautern ein Schattendasein, Lucoqui (27) bei Eintracht Braunschweig. Erfahrung mit Traditionsvereinen bringen sie also mit, ebenso mit den oft unerfüllbaren Erwartungen, die gemeinhin an Altmeister gerichtet werden. In der ersten von zwei Einheiten wich der eine Neulöwe dem anderen selten von der Seite. Während Lucoqui bei einer Spielform immer wieder seinen starken linken Fuß einsetzte, deutete Abiama mit flinken Bewegungen und Drehungen an, dass er eine Herausforderung für Abwehrspieler werden könnte. Die Fans registrierten es mit Freude – ebenso wie das Comeback der drei (Ex-)Sorgenkinder Jesper Verlaat, Lukas Reich und Raphael Schiffferl.

Hauptattraktion waren aber naturgemäß die beiden Neulöwen. Dass der Verein große Stücke auf das Duo hält, war dem am Montag verschickten Transfer-Begleittext zu entnehmen. Aber sind beide auch in der Lage, im Abstiegskampf sofort ein Faktor zu werden? Einer, der beide besser kennt, war auch mal bei 1860: Friedhelm Funkel (71), der Trainer-Guru. Lucoqui hat er 2016 in Düsseldorf aus der Jugend hochgeholt und die ersten Zweitligaeinsätze geschenkt. 2024 am Betzenberg traf Funkel dann Abiama, der auf dem Weg zur FCK-Rettung als Sturmjoker vom Dienst fungierte. „Das sind wirklich gute Transfers“, sagte Funkel zu unserer Zeitung: „Beides sind sehr gute Spieler, und was ebenso wichtig ist: Auch charakterlich sind das wirklich sehr gute Jungs.“

Über Abiama sagt Funkel: „Er ist ein sehr schneller Spieler, der auf beiden Flügelpositionen eingesetzt werden kann. Im Abstiegskampf habe ich zwar etwas mehr auf Redondo gesetzt, weil er erfahrener ist. Abiama ist aber ein Mannschaftsspieler – auf ihn konnte man sich immer verlassen.“ Auch Lucoqui ist Funkel bestens in Erinnerung geblieben: „Damals in Düsseldorf war er fast noch ein Jugendspieler, aber mit sehr großem Ehrgeiz. Er wollte immer dazulernen. Er ist ein Topjunge, draufgängerisch und immer einsatzfreudig. Wenn er so geblieben ist, wie er war, wird er sich in die Herzen der 1860-Fans spielen.“

Patrick Glöckner, der neuen Trainer, hat also die Qual der Wahl, wenn er am Ende der Woche 20 Profis für das Aufgebot gegen Ingolstadt (Samstag, 16.30 Uhr) berufen muss. Abiama und Lucoqui dürften ihren Platz im Spieltagskader sicher haben. Funkels Segen haben sie: „Ich wünsche den beiden, dass sie das Vertrauen bekommen – denn dann werden sie es mit Leistung auf dem Platz zurückzahlen.“
ULI KELLNER

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