Freibier, Spektakel – und Robin Hood

von Redaktion

Nottingham träumt von der Champions League und klaut den Superreichen die Punkte

Robin Hood: Das Maskottchen der „Tricky Trees“. © Imago

Nottingham – Im „Gedling Inn“ regierte das Chaos. Pub-Besitzerin Becky Webster pustete kräftig durch, als beim Spiel von Nottingham Forest gegen Brighton and Hove Albion der Schlusspfiff ertönte. „Nicht in meinen kühnsten Träumen hätten wir uns vorstellen können, dass sie sieben Tore schießen würden“, sagte die Wirtin, die das historische 7:0 an ihre Grenzen getrieben hatte. Webster hatte Freigetränke für jedes Forest-Tor ausgelobt. Etwa 300 Pints gingen über die Theke, anschließend feierten die Fans einfach weiter. „Es fühlte sich an, als hätte Forest die Weltmeisterschaft gewonnen“, schwärmte Webster.

Dass Nottingham die Mannschaft des deutschen Teammanagers Fabian Hürzeler derart überrollte, passt hervorragend in eine Saison, in der Forest als „Robin Hood der Premier League“ regelmäßig den Superreichen die Punkte klaut.

In der Liga der Wohlhabenden liegt das Team von Manager Nuno Espirito Santo auf Rang drei. Der Sieg über Brighton bildete einen weiteren Höhepunkt einer unwahrscheinlich starken Saison. Mit sechs Punkten mehr als der Gigant Manchester City und gar 18 vor dem abgestürzten Rekordmeister ManUnited steuert Nottingham auf die Champions League zu. Es wäre die Europapokal-Rückkehr nach 30 Jahren für den einzigen Klub überhaupt, der mehr europäische Trophäen als nationale Meistertitel gewonnen hat.

Doch von den Reichen zu stehlen, um den Armen zu geben – so schön sie auch ist, diese alte Legende geht nicht vollends auf. Denn Forest zählt mittlerweile selbst zu den Gutbetuchten: 2017 kaufte der griechische Geschäftsmann Evangelos Marinakis, gleichzeitig Inhaber von Olympiakos Piräus, den damals zweitklassigen Klub mit dem Versprechen langfristiger Stabilität: Für die Premier-League-Rückkehr 2022 gab Forest wahnwitzige 182 Millionen Euro und damit mehr als je ein Aufsteiger zuvor für Zugänge aus. Dennoch spielte Forest zunächst gegen den Abstieg, erst zwei Jahre und mehrere Hundert Millionen Euro Transferausgaben später geht der Plan auf. Zweimal bereits ärgerte Nottingham in dieser Saison den Primus FC Liverpool und darf auch deshalb von der Königsklasse träumen.
SID

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