Die Dramaturgen hatten am Mittwoch an alles gedacht. Führung für den Außenseiter kurz vor der Pause, zweiter Nackenschlag für den Favoriten kurz danach, schneller Anschlusstreffer, Ausgleich in allerletzter Sekunde. Und als man dann als gefesselter Zuschauer dieses Pokal-Viertelfinals zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln dachte, mit dem 3:2 für den Double-Sieger sei alles entschieden, schlug Köln noch mal zu. Ein 3:3 und Elfmeterschießen wären wohl gerecht gewesen, aber der Schiedsrichter sollte ja auch noch seinen Auftritt haben. Tor aberkannt, Stadion-Durchsage – alles abgehakt, was so einen Fußballabend irgendwie ausmachen kann.
Es gibt im Laufe einer Saison ja immer Spiele, die nachhallen. Dieser Pokal-Fight, der Leverkusen zum Top-Favoriten macht, gehört definitiv dazu. Noch am Tag danach gab es Arroganz-Vorwürfe von den tapferen, aber am Ende enttäuschten Kölnern und eine prompte Antwort von denjenigen, die sich als verdienten Sieger sehen. Ja, Leverkusen tritt dieser Tage auf und neben dem Platz wieder mit breiter Brust auf, im Stile eines Champions. Unter die Gürtellinie muss es dafür nicht gehen – aber: Für den deutschen Fußball ist das eine gute Nachricht.
Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist – das strahlt Leverkusen aus, und das ist auch beim FC Bayern angekommen. Also dort, wo Uli Hoeneß bereits ahnt, dass mit dem Widersacher aus dem Westen auch heuer wieder zu rechnen ist. Trotz sechs Punkten Vorsprung in der Tabelle hat der Clubpatron sein Meister-Versprechen wieder einkassiert. Denn während sich in München Trainer Vincent Kompany für die Flut an Gegentoren rechtfertigen muss, scheint Bayer zur heißen Phase der Saison wieder titelreif zu sein. Jeder Sieg, jedes Last-Minute-Tor macht die Elf von Xabi Alonso ein Stück weit mehr zu jenem Team, das in der Saison 2023/24 das Maß aller Dinge war.
Noch kann man in München entspannt zusehen, aber man sollte gewarnt sein. Denn in den kommenden Wochen kann sich Bayer nicht nur zurücklehnen, wenn die Bayern in den Playoffs gegen Celtic ranmüssen, sondern sich auch bestens auf das direkte Duell am 15. Februar vorbereiten. Und wer weiß? Vielleicht ist das Bundesliga-Gipfeltreffen ja nur eine Generalprobe für das Champions-League-Achtelfinale, wo man wieder aufeinandertreffen könnte. Nicht nur die Dramaturgen wissen: Dieses Bayer kann Bayern auch heuer sehr, sehr wehtun.