Enttäuscht: Dominique Heintz.
Heben ab Richtung Halbfinale: Bayer Leverkusen drehte das Viertelfinale gegen Köln. © IMAGO
Leverkusen – Als die Emotionen abgekühlt und die Arroganzvorwürfe verhallt waren, platzte die ganze Erleichterung aus den Halbfinalisten von Bayer Leverkusen. Erschöpft, aber überglücklich knipsten die Matchwinner Patrik Schick und Victor Boniface ihr Siegerselfie, Florian Wirtz stimmte auf dem Zaun in die „Derbysieger“-Gesänge der Fans ein. Der Titelverteidiger feierte den dramatischen Erfolg im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln ausgelassen.
Dieses 3:2 (2:2, 0:1) nach Verlängerung gegen den leidenschaftlich kämpfenden rheinischen Rivalen fühle sich „schöner an, als wenn man 3:0 gewinnt“, jubelte Nationalspieler Jonathan Tah in der ARD nach einer emotionalen Achterbahnfahrt. Es gebe einfach Tage, „an denen nicht alles funktioniert“, aber „auf dem Weg zu etwas Großem“ habe man nunmal immer ein solches Spiel dabei, sagte Anführer Granit Xhaka.
Mit großen Comeback-Qualitäten hatten sich die Leverkusener aus einer scheinbar aussichtslosen Situation nach einem 0:2-Rückstand zurückgekämpft. „Wie man so schön sagt: Der Pokal hat irgendwie seine eigenen Regeln“, meinte Tah, der trotz der eklatanten Schwächen gegen den Zweitliga-Tabellenführer von der anderen Rheinseite den „Glauben und Willen“ der Werkself hervorhob. Diese darf als großer Favorit umso mehr vom erneuten Titelgewinn träumen.
Der Glaube daran ist jedenfalls gewachsen. Trainer Xabi Alonso hatte zwar „nicht den besten Tag“ seiner Mannschaft gesehen, aber „es war ein gutes Signal, wieder diesen Spirit zu haben, bis zur letzten Minute zu kämpfen. Das ist wichtig – auch für die zweite Hälfte der Saison“, sagte der Spanier, nachdem Doppel-Torschütze Schick die Leverkusener spät (90.+6) in die Verlängerung gerettet hatte: „Wir haben mehr mit Herz als mit Kopf gewonnen. Es war ein typisches Pokalspiel.“
Eines, in dem die Rollen im Vorfeld klar verteilt schienen, in dem der Underdog jedoch wie so oft über sich hinauswuchs. Aber auch eines, in dem es nicht nur in den Fanblöcken heiß herging. Die Kölner um Geschäftsführer Christian Keller ärgerten sich über die achtminütige Nachspielzeit („Sechs Minuten wären mehr als ausreichend gewesen – dann wären wir jetzt im Halbfinale“) und die Aberkennung des vermeintlichen Ausgleichstreffers in der Verlängerung. Dazu lieferte sich Dominique Heintz Wortgefechte mit einigen Bayer-Akteuren.
„Was da bei Leverkusen teilweise rumläuft, mit welcher Arroganz, da muss ich mich beherrschen“, kritisierte Heintz. Er finde es schade, „sie sind deutscher Meister und so eine gute Mannschaft, die haben es gar nicht nötig, uns nach dem Spiel so anzufallen.“ Robert Andrich spielte den Ball zurück: „Wer selber Trashtalk macht, muss auch mit dem Echo leben.“
SID