Die Bewerbungsfrist für die Ausrichtung des München Marathon endete am 31. März 2024. Am 10. Februar 2025 verschickte das Kreisverwaltungsreferat die Bescheide an die Bewerber. Über zehn Monate dauerte die Entscheidungsfindung. Ein Unding.
Natürlich ist das nicht nur der Schlafmützigkeit der städtischen Behörde geschuldet. Das KVR hatte sich eigentlich schon im vergangenen Sommer festgelegt auf die mit der LG Stadtwerke verbundene Munich Athletics GmbH, einen Neubewerber, der mit dem Konzept antrat, die 42,195 Kilometer in zwei Runden hauptsächlich im Englischen Garten laufen zu lassen. Nur: Es war eine Entscheidung, die jede Kenntnis der Läuferszene vermissen ließ. Als dem KVR dann eine Petition zum Erhalt eines Ein-Runden-Kurses und Gutachten über unausgewogene Läuferströme um die Ohren flogen, suchte es nach einem Ausweg aus der Zusage an die recht breitbeinig auftretende Stadtwerke-Crew. Allerdings wollte das Amt wohl nicht den Eindruck erwecken, vor dem langjährigen Veranstalter Gernot Weigl, der Gutachten und Petition initiiert hatte, einzuknicken. Und so übertrug es den Marathon für 2025 und 26 dem dritten Bewerber, der frisch gegründeten Laufstatt Event gGmbH.
Für die an der Teilnahme interessierten Sportlerinnen und Sportler ist das größte Unheil einer trostlosen Zwei-Runden-Veranstaltung abgewendet. Es gibt nun einen etwas veränderten Kurs, dem man durchaus etwas abgewinnen kann. Wer als Anbieter hinter dem Rennen steht, ist für die Läufer zweitrangig, sofern die Strecke ihre Reize hat und die Organisation reibungslos funktioniert.
Unter der Regie des Renndirektors Gernot Weigl, der den München Marathon – früher eine Pleiteveranstaltung – wiederbelebte und zum Erblühen brachte, gäbe es die Garantie auf eingespielte Abläufe. Er verhinderte mit seinen Initiativen auch die absehbare Stadtwerke-Katastrophe. Wie die Stadt ihn ausbootete, das ist unwürdig.
Der neue Veranstalter mag guten Willens sein, aber er ist unerfahren und muss bis Oktober eine irrsinnige organisatorische Leistung vollbringen, und aufgrund des späten Zuschlags ist er ohnehin – unverschuldet – in Verzug. Es steht zu befürchten, dass München in Gestalt seines Stadtrats, der 2015 ein in anderen Städten unübliches Bieterverfahren für immer nur zwei Jahre beschloss, und seines unkundigen Kreisverwaltungsreferats den eigenen Marathon schwer beschädigt hat.
Guenter.Klein@ovb.net