Der Stadtkurs bleibt: Der München Marathon wird weiterhin als Ein-Runden-Rennen stattfinden. © IMAGO
München – Wer richtet den München Marathon in den Jahren 2025 und 2026 aus? Erbittert, auf juristischer Ebene und über Monate haben darum der langjährige Veranstalter Gernot Weigl und die LG Stadtwerke München mit ihrem Präsidenten, dem früheren Zehnkämpfer Jacob Minah, gestritten. Nun hat das Kreisverwaltungsreferat München die überfällige Entscheidung getroffen – zu Gunsten des öffentlich bis dato gar nicht in Erscheinung getretenen dritten Bewerbers. Erstmals am 12. Oktober 2025 führt somit die Laufstatt Event gGmbH Regie. Es bleibt dabei, dass die Strecke über eine 42,195-Kilometer-Runde durch das Münchner Stadtgebiet führt – wenn auch mit leichten Abweichungen vom bisherigen Kurs. Allerdings: Im Raum steht eine Klage von Gernot Weigl gegen das KVR.
Am Montag hatte die Laufstatt den positiven Bescheid bekommen (und die Mitbewerber die Absage), am Dienstag war die Website zum München Marathon online. Auf ihr: eine Countdown-Uhr, auf der die Sekunden wegticken. Nur noch gut 180 Tage bleiben, um eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die der nun von der Stadt ausgebootete Gernot Weigl (München Marathon GmbH) 25 Jahre lang verantwortet hatte. Die Köpfe hinter der neuen GmbH heißen Fabian Schäfer und Anton Martic. Während Schäfer in der Läuferszene unbekannt ist, hat Martic einige Jahre mit Weigl im Bereich der Kommunikation zusammengearbeitet. Streit, so versichert er, habe es mit seinem ehemaligen Auftraggeber nicht gegeben.
Was anders werden soll: „Wir wollen unter anderem den Münchner Osten beleben“, so Martic. Das Werksviertel kommt als neues Streckenelement dazu, „der bisherige Kurs hat da eh schon vorbeigeführt“. Was bleiben soll: Die internationale Ausrichtung. „Wir wollen, dass Spitzenzeiten und Streckenrekorde gelaufen werden.“ Start- und Zielpunkt ist weiterhin der Olympiapark. Ein Defizit bei der bisherigen Ausrichtung würde Martic nicht unterstellen: „Aber man kann immer alles ein bisschen besser machen.“
Wie er die bislang größte Laufveranstaltung Bayerns mit zuletzt 28000 Teilnehmenden (inklusive der Nebenwettbewerbe 10 km, Staffeln, Halbmarathon) stemmen will? Martic: „Wir sind ein Kernteam von drei Leuten und stellen jetzt ein.“ Vorgesehen ist eine Erweiterung auf zehn Personen. Gewinn machen darf die Laufstatt Event gGmbH nicht, sie definiert sich als „gemeinnützige Gesellschaft“. Überschüsse müssten satzungsgemäß reinvestiert werden.
Gernot Weigl war ob des negativen Bescheids, der ihn erreichte, konsterniert: „Das ist ein Tiefschlag. Ein Vierteljahrhundert habe ich der Stadt München die perfekte Veranstaltung geliefert. Zum Nulltarif.“ Sein Vorschlag war gewesen, dass er den Marathon noch zwei Jahre organisiert, dann altersbedingt – er ist 71 – ausscheidet und bis dahin einen Nachfolger aufbaut. Er sieht sich „als Bauernopfer“. Denn im Grunde bekam sein Konzept den Zuschlag – aber mit einem Bewerber ohne Vorleistung. Nun sei ihm „die Geschäftsgrundlage entzogen“, Weigl fragt, ob man ihn in den Ruin treiben wolle. Günther Zahn, Olympia-Fackelläufer von 1972, nennt die Entscheidung der Stadt „nicht nachvollziehbar“.
Ganz aufgegeben hat Gernot Weigl noch nicht. „Wir gehen vors Verwaltungsgericht, die Schriftsätze haben wir schon eingereicht“, sagte er unserer Zeitung.
GÜNTER KLEIN