Sri Lanka. Perle im Indischen Ozean. Hier hat Robert Reisinger den Jahreswechsel verbracht, sich erbeten, nicht gestört zu werden. Die tropisch grüne Insel steht für innere Einkehr, gestresste Menschen aus der westlichen Welt laden in Ayurveda-Resorts mentalen Ballast ab. Gut möglich also, dass Reisinger (61) im früheren Ceylon über sein Leben sinniert hat, auch über das als Oberlöwe. Im achten Jahr seiner Präsidentschaft bröckelte so manches, Reisinger dämmerte wohl, dass es so nicht weitergeht. All das könnte auch erklären, warum er seinen Rückflug in Abu Dhabi unterbrochen hat – für ein Treffen mit Hasan Ismaik.
Dem Vernehmen nach traf er ihn bereits zum zweiten Mal. Nichts davon drang je nach außen, wäre auch nicht gut angekommen bei seinen treuesten Unterstützern. Maximal eigenständiger e.V., minimale Kooperation mit dem Investor – mit diesem Grundsatzprogramm war Reisinger nach dem Doppelabstieg 2017 angetreten. Wie gut der harte Anti-Ismaik-Kurs für 1860 war, lässt sich an der sportlichen Entwicklung ablesen. Zuletzt allerdings hatte sich Reisinger geöffnet, zusammen mit Vize Bay und Ismaik-Kohle ein Darlehenspaket geschnürt – gegen den Willen des Verwaltungsrats, der im Gesamtverein die Richtung vorgibt. Auch in der Stadionfrage konnte man zuletzt eine gewisse Standort-Offenheit aus seinen Aussagen herauslesen. Überspitzt ausgedrückt: Reisinger legte ideologische Fesseln ab und mutierte zum Realo-Löwen. Genützt hat es ihm nichts, denn am Montag erhielt er die Quittung: Der Verwaltungsrat entzog ihm das Vertrauen und setzt künftig auf den unverbrauchten Betriebswirt Gernot Mang (56).
Für den Verein ist das eine Chance, für Reisinger eine Tragödie. Stadion, Turnhalle, Aufstieg, 3. Gesellschafter – all diese Ziele wird er nun nicht mehr verwirklichen können. Ironie des Schicksals: Sein Rettungspakt mit Ismaik, seine Treffen mit ihm – sie halfen der KGaA, aber nicht dem höchsten Repräsentanten des e.V. Der Mann, den er jahrelang bekämpft hat, ist am Ende sein Sargnagel. Ismaik dürfte wenig Mitleid haben. Buddhistische Mönche würden sagen: Karma.