Keine Zeit für Lebewohl: Sebastian Vettel. © IMAGO
München – Still geworden ist es in letzter Zeit um Sebastian Vettel (37), den letzten deutschen Megastar in der Formel 1. Offiziell zurückgetreten vom aktiven Motorsport ist er noch nicht. Unsere Zeitung erfuhr: Die Pläne, mit Porsche bei den 24 Stunden von Le Mans anzutreten, sind auf Eis gelegt. Aus familiären Gründen, heißt es bei Vettel. Allein: Es gibt auch Stimmen, die besagen, dass die finanziellen Vorstellungen des Wahlschweizers und der Sportwagen-Schmiede aus Stuttgart zu weit auseinander waren. Fest steht: Vettel wird Anfang März in Australien für Deutschland beim „Race of Champions“ antreten – zusammen mit Mick Schumacher.
Bis dahin büffelt Vettel in der Schweiz für seinen Abschluss als Landwirt. Schließlich braucht er eine Legitimation, seinen eigenen Hof zu bewirtschaften. Am Berufsbildungszentrum (BBZ) Pfäffikon hat der viermalige Formel-1-Weltmeister den „Direktzahlungskurs Landwirtschaft“ belegt. „Wenn ich den Kurs bestehe, eigne ich mich, einen eigenen Betrieb zu führen“, so Vettel. Der aktuell laufende Kurs hat seine schriftliche Prüfung bereits im Dezember 2024 abgelegt. Die mündlichen Prüfungen finden im April und Mai 2025 statt – wenn Sebastian Vettel besteht, dürfte er sich also schon in wenigen Monaten offiziell als Landwirt bezeichnen.
Ganz abgeschlossen hat Vettel aber noch nicht mit seiner Formel-1-Karriere. Der baldige Bauer sucht weiter ein Rennauto. Er fühle sich noch fit genug, sagt er im vertrauten Kreis, die noch aktiven Fernando Alonso (43, Aston Martin) und Lewis Hamilton (40, Ferrari) seien wesentlich älter. Er werde weiter nach einer Comeback-Möglichkeit Ausschau halten.
Dazu passt: Sein Rücktritt Ende 2022 war nicht ganz freiwillig. Aston Martin wollte nicht verlängern, andere ihm keinen neuen Vertrag geben. Bei Mercedes nahm Vettel persönlich Kontakt mit Ceo-Ola Källenius auf. Der Schwede ließ seinen Teamchef Toto Wolff entscheiden. Der lehnte ab. Bei Audi sprach Vettel mit Projektleiter Andreas Seidl, bot seine Dienste an. Der war aber lieber auf der Jagd nach Vettels Nachfolger bei Ferrari, Carlos Sainz und unterzeichnete schließlich mit Vettels Landsmann Nico Hülkenberg..
Auch Gespräche mit Red Bull scheiterten. Helmut Marko (81), Chefberater bei den Österreichern und immer noch Vertrauter Vettels (zusammen gewannen sie von 2010 bis 2013 vier Titel): „Sebastian wäre gerne neben Max Verstappen bei uns gefahren. Das hätte keinen Sinn gemacht. Max hätte ihn klar geschlagen und Sebastians Ruf geschädigt. Das konnte und wollte ich nicht zulassen.“
Ähnlich sieht es David Coulthard (53), ehemaliger Williams, McLaren-Mercedes und Red-Bull-Pilot.Die schottische Formel-1-Ikone rät Vettel von Comebackplänen ab. Dabei ist seine Wortwahl nicht zimperlich. „Er soll es lassen und aufhören zu träumen, er werde schneller sein, nachdem er sich ein paar Jahre freigenommen hat. Die Stoppuhr lügt nicht.“ Vettel wird das nicht gefallen. Und weiter seine Chance suchen. Denn, wer ihn kennt, weiß: Der Traktor wird ihm nicht genügen…
RALF BACH