Gib dir das, Digga!: Neulöwe Lucoqui alias „Luco“ (so sein Künstlername bei TikTok, Spotify und YouTube). © YouTube
Fünf Minuten reinschnuppern: Gegen Ingolstadt verhalf Glöckner Lucoqui kurz vor der Nachspielzeit zu seinem Debüt. © Imago
„Andere spielen Playstation, ich arbeite an meinen Songs“ Anderson Lucoqui mit dem Style berühmter US-Rapper. © YouTube
Mit Mikro in der Hand genauso begabt wie mit dem Ball am Fuß: Neulöwe Lucoqui bei einem Auftritt als Rapper. © IMAGO
München – Fünf Minuten. So lange zirka dauerte das Debüt von Löwen-Neuzugang Anderson Lucoqui gegen den FC Ingolstadt (1:1). Der Neuzugang aus Braunschweig half im Defensivverbund mit, dass Neu-Coach Patrick Glöckner auch im dritten Spiel bei 1860 weiter ungeschlagen blieb.
Wie viel man in fünf Minuten – oder weniger – bewirken kann, beweist Lucoqui auch neben dem Platz. Denn das große Hobby des Linksverteidigers ist die Musik. Unter dem Künstlernamen „Luco“ hat der Neu-Löwe bereits mehrere Songs herausgebracht. Seinen ersten Track „Zeit“ veröffentlichte der 34-fache Bundesligaspieler (Mainz 05 & Arminia Bielefeld) 2019. Der Song „Jetlag“ wurde auf der Musik-Plattform „Spotify“ fast 400 000 Mal (!) angeklickt. „Andere spielen nach dem Training Playstation, ich arbeite an meinen Songs und höre mir immer wieder neue Sachen an“, beschrieb Lucoqui dem Westfalenblatt die Liebe zu seinem Hobby.
Seine Musik vermarktet Lucoqui natürlich auch über die Sozialen Netzwerke. Doch nicht nur das: Auf der Plattform Tiktok lädt der pfeilschnelle Linksfuß regelmäßig kurze, witzige Videos hoch – und kommt damit gut an bei der Community. Knapp 87 000 Follower besitzt Lucoqui auf Tiktok. Zum Vergleich: Dem Account der Münchner Löwen folgen „nur“ 21 600 Menschen (Stand 12. Februar 2025).
Voranbringen, und zwar sportlich, möchte er bei 1860 seine zuletzt ins Stocken geratene Karriere. Braunschweig, sein Verein bis Januar, war die enttäuschendste seiner bisher sechs Profi-Stationen. Nur einmal in der Hinrunde mit der Eintracht schaffte er es in den Zweitliga-Kader, unmittelbar nach seinem Wechsel von der Hertha im Februar 2024 hatte er es noch auf zehn Einsätze gebracht. „Für mich war auf jeden Fall klar, dass ich den Verein im Winter verlassen möchte“, sagte er bei seiner Vorstellungsrunde im 1860-Stüberl: „Ich hatte auch Gespräche mit anderen Vereinen, aber sowohl das Gesamtpaket wie auch die Bemühungen um mich waren so überzeugend, dass ich gesagt habe: Ich will das machen, möchte den Löwen helfen und wieder Spielzeit sammeln.“
Die fünf Minuten gegen Ingolstadt waren ein Anfang. Ob schon bald mehr dazukommen, hängt auch davon ab, wie der erstarkte Positionsrivale Leroy Kwadwo künftig performt – am Sonntag bei seinem Ex-Club Dresden (19.30 Uhr) dürfte Kwadwo erst mal gesetzt sein. Lucoqui klingt, als hätte er Geduld, will sich aber auch nicht ewig hinten anstellen. „Ich habe einige Vereine und Ligen erlebt, positive Situationen und negative“, gibt sich der 27-Jährige weltgewandt: „Bei mir geht es um das Gefühl, das mir die Verantwortlichen geben. Das Gefühl, gebraucht zu werden.“ Manchmal, sagt er weise, „kann es auch ein Schritt nach vorne sein, wenn man zwei Schritte zurück macht. 1860 ist weltweit bekannt, eine richtige Macht.“ Dieser Macht will er zu altem Glanz verhelfen: „Ich bin schnell, zweikampfstark und in einem Alter, wo ich Dinge weitergeben kann, die für jüngere Spieler vielleicht Neuland sind.“
Neuland. Könnte ein Songtitel von „Luco“ sein. Friedhelm Funkel, sein Ex-Trainer bei Fortuna Düsseldorf (2016), beschreibt Lucoqui als positiven Draufgänger, der auf dem Platz immer Vollgas gibt. Rennen und rappen. Die Musik bei 1860 spielt künftig links hinten.
M. BLANCO UCLES, U. KELLNER