Alle Chefs 24/25 miterlebt: Co-Trainer Allard. © IMAGO/Eibner
München – Don Jackson liebt es, beim Training auf dem Eis und bei den Spielen an der Bande zu stehen, mit 68 Jahren ist er zur Passion seines Lebens zurückgekehrt. Was er aber bei seinem bis Ende der Saison befristeten Comeback nicht unbedingt braucht, sind die mit der Tätigkeit verbundenen Nebenverpflichtungen. Pressekonferenzen etwa. Die überlässt er gerne seinen Assistenten. Auswärts schickte er schon mal Spieler Ben Smith, der während seiner Verletzungszeit als Co-Coach aushilft, aufs Podium, am Donnerstagabend in München Pierre Allard (52), den er vor vier Jahren zum EHC Red Bull geholt hatte.
Den Frankokanadier, der zehn Jahre Konditionstrainer beim NHL-Club Montreal Canadiens war, zieht es nicht in die erste Reihe – was aber nicht heißt, dass er nichts zu sagen hätte, wenn er mal gefragt wird. Eigentlich ist er ja sogar ein guter Ansprechpartner, wenn man eine Erklärung dafür sucht, warum ein sichtbar mit sich selbst kämpfendes Team wieder in die Spur gekommen ist. Allard war nämlich auch Assistent von Toni Söderholm und Max Kaltenhauser, den Trainern in dieser Saison, bevor Don Jackson übernahm und der Mannschaft den Weg zu sechs Siegen in den von ihm verantworteten sechs Spielen wies. Also: Worin begründet sich der Don-Jackson-Effekt?
„Don hat hier alles beruhigt“, sagt Allard. In dieser Saison habe die Kabine viel Emotionalität erlebt. Dann trat Don Jackson herein – „und ihm hört jeder zu“. Mit einem großen Teil der Mannschaft teilt Jackson die Geschichte der Meisterschaft von 2023, ältere Semester wie Maxi Kastner, Konrad Abeltshauser, Andi Eder und Patrick Hager waren auch bei früheren Titelgewinnen schon dabei. „Ich könnte nicht die eine Sache herausgreifen – aber seit er da ist, haben wir begonnen, wieder zu gewinnen“, sagt Stürmer Chris DeSousa, für den es wunderbar läuft: Acht Tore in sechs Jackson-Spielen, mit 25 Treffern liegt er auf Platz drei der DEL-Torjägerliste hinter Ty Ronning (Berlin/28) und Zach Senyshyn (Schwenningen/26). „Wir glauben jetzt in jedem Spiel, dass wir gewinnen können; es ist viel Selbstvertrauen in der Kabine.“ Dazu trägt auch bei, dass wieder klassisches Don-Jackson-Forechecking gespielt wird. „Wir sind zur Red-Bull-DNA zurückgekehrt“, erklärt Pierre Allard.
Allard ist darauf vorbereitet, dass auf ihn die Aufgabe zukommt, „das System einem neuen Spieler beizubringen“. Am Samstag, einen Tag vor dem gegen Frankfurt, endet die Transfer-Deadline. „Ich weiß, dass Christian (Winkler, der Sportchef, d. Red.) im Hintergrund arbeitet.“ Kommt noch idealerweise ein Center? Allard: „Es ist Teil des Spiels, sich umzusehen, ob es in Europa gute Spieler gibt.“ Solche, die in Schweden, Finnland, der Schweiz unglücklich sind. Es gibt die Vision, Dominik Kahun (29/Vertrag bis 2027) vom SC Bern wenigstens vorübergehend auf Leihbasis loszueisen. Der Ex-Münchner war vorige Saison Berns Topscorer, diese Saison steht er nach einer Verletzung bei zwei Toren aus 24 Spielen und ist einer von mittlerweile elf ausländischen Spielern in Bern, von denen nur sechs eingesetzt werden dürfen. Am Freitagabend in Lugano stand Kahun nicht im Kader.
GÜNTER KLEIN