Kritischer Blick auf 1860: Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik tut sich schwer mit der Satzung des e.V., die für einen aus seiner Sicht zu starken Verwaltungsrat sorgt. © Imago
München – Ein Kracherspiel steht bevor – die unter Patrick Glöckner erstarkten Löwen bei Dynamo Dresden, das zuletzt Federn gelassen hatte. Sonntagabend, ein Flutlichtduell zweier Kultclubs. Wie so oft bei 1860 ist das Sportliche aber nur ein Randthema. Der politische Wirbel an der Spitze des Vereins überlagert alles. Die Kurzfassung: Robert Reisinger wird vom Verwaltungsrat fallengelassen. Neuer Präsident soll Gernot Mang werden. Natürlich hat auch Hasan Ismaik eine Meinung dazu. Wir befragten den Investor zu den vereinsinternen Turbulenzen – und seine Antworten haben es in sich. Ismaik über…
… den Wechsel auf dem Präsidententhron: „Ob Reisinger bleibt oder geht, ist nicht entscheidend. Ich sage den Grund: Das Präsidium kann alleine nichts entscheiden. Wenn es über eine bestimmte Sache entscheiden möchte, muss erst der Verwaltungsrat des e.V. seine Genehmigung erteilen. Falls dieses Gremium nicht einverstanden ist, wird die Entscheidung nicht zustande kommen, das Präsidium unter Druck gesetzt. Es ist, als wäre es ein Präsidium ohne Befugnisse.“
…. die Präsidentenwahl im Juli: „Die kommenden Wahlen sind bedeutungs- und nutzlos. Sie erinnern mich an die Wahlen in einigen Ländern hier im arabischem Raum. Wie unter al-Assad in Syrien. In der Regierung wird ein neuer Ministerpräsident angesetzt. Nach kurzer Zeit kommt es zu Protesten auf den Straßen – der Ministerpräsident wird beschimpft und beschuldigt. Die Folge: Assad lädt alles auf den Schultern des Ministerpräsidenten ab, feuert ihn. Danach geht alles von vorne los, es wiederholt sich. Ein geschlossener Kreis.“
… Wahlen bei 1860: „Die Wahlen sind unfair und unrealistisch. Ich fordere, dass die nächsten Wahlen von einem externen, neutralen Komitee überwacht bzw. kontrolliert werden. DFL oder KVR – und es soll auch nicht erst nach zwölf Stunden abgestimmt werden. Ich werfe niemanden etwas vor, aber mir wurde berichtet, dass Wahlsysteme wie diese einfach zu manipulieren sind. Alles muss unter Kontrolle gebracht werden. Es gibt Bedingungen, die man erfüllen muss. Das muss alles streng kontrolliert werden.“
… sein Treffen mit Reisinger Anfang des Jahres in Abu Dhabi: „Das Treffen mit Robert Reisinger war schnell vorbei. Wir hatten beide wenig Zeit. Ich habe ihn zum Abendessen eingeladen, aber er musste weiterfliegen. Wir haben über das Thema Stadion gesprochen, wie wichtig es für 1860 wäre, ein eigenes Stadion zu haben. Meine Meinung dazu ist klar: Wir verlieren viel Geld als Mieter. In den Kassen des Vereins wäre es besser aufgehoben.“
… Gernot Mang, den designierten Reisinger-Nachfolger: „Ich kenne ihn persönlich nicht, habe ihn nur einmal kurz getroffen. Wie ich mitbekommen habe, ist er eine sehr ehrenwerte Person ist. Auch dass er Geschäftsführer einer Möbelfirma ist. Ich hatte bei 1860 mit mehreren Präsidenten zu tun. Am Anfang lief immer alles super, aber als ihnen klar geworden ist, dass sie nichts zu sagen haben und nichts ändern können, kippte immer die Stimmung. Es gibt klare rechtliche Vereinbarung, die beide Gesellschafterseiten unterschrieben haben. Das muss respektiert und eingehalten werden, aber der Verwaltungsrat will das letzte Wort haben. Wenn das Präsidium ausschert, wird es gestoppt und sogar abgewählt. Trotzdem attackiere ich niemanden im e.V.. Ich habe Respekt vor allen.“
.. seine weiter bestehende Hoffnung auf ein Miteinander beim TSV 1860: „Ich lade alle Partner ein, dass wir uns zusammensetzen und daran arbeiten, neue Strukturen aufzubauen. Wir sollten die Vergangenheit hinter uns lassen. Lasst uns miteinander kooperieren! Wir sind Partner und sollten nicht unsere Zeit und Kraft in unterschiedliche Baustellen investieren. Lasst uns zusammenarbeiten – zum Wohle des Vereins!“
ULI KELLNER