Steht vor dem Comeback: Torhüterin Mala Grohs. © IMAGO
München – Beinahe 90 Minuten lang stand Trainer Alexander Straus beim Heimspiel der Bayern-Frauen gegen Werder Bremen an der Seitenlinie – die Arme verschränkt, der Blick kritisch. Trotz der frühen 1:0-Führung wirkte er sichtlich genervt von der langsamen Spielweise seines Teams. „Come on, move faster!“ – Straus‘ eindringliche Rufe hallten immer wieder durch das Stadion am FC Bayern Campus.
Angesprochen auf die fehlende Entschlossenheit und Intensität seiner Mannschaft, stellte Straus klar, dass das Spiel gegen Bremen nicht isoliert betrachtet werden dürfe. Vielmehr müsse die gesamte vergangene Woche in den Blick genommen werden – eine Woche, in der die Bayern-Frauen drei Siege aus drei Spielen holten. „Ich bin zufrieden. Und um fair zu sein, wir haben uns wirklich gut geschlagen“, erklärte der Trainer. Allerdings räumte er ein, dass seine Mannschaft vor dem Tor noch zielstrebiger hätte agieren und das Spiel früher hätte entscheiden müssen.
Nach dem intensiven Pokalviertelfinale gegen Eintracht Frankfurt (4:1 nach Verlängerung) nahm Straus gegen Bremen fünf Wechsel vor. Anders als im DFB-Viertelfinale stand die 23-jährige Mala Grohs diesmal nicht im Kader, doch das könnte sich bald wieder ändern.
Grohs, die im November ihre Diagnose eines „bösartigen Tumors“ öffentlich gemacht hatte, wurde im Dezember operiert und kehrte Mitte Januar auf den Trainingsplatz zurück. In einem Interview im BR-Fernsehen sprach sie kürzlich über ihre seltene Krebsart in der Mandel und den betroffenen Lymphknoten. „Bewusst hatte ich nicht den Moment, in dem ich dachte: O Gott, das kann mir wirklich das Leben nehmen“, erzählte die 23-Jährige. Nach ihrer Rückkehr ins Training gab sie zu, dass ihr „diese mentale Kapazität“ noch gefehlt habe – eine Kapazität, „die irgendwie anders benutzt und gebraucht wird“, wie Grohs offen einräumte.
Inzwischen hat Grohs bereits wieder für Bayern II in der 2. Liga gespielt und saß beim DFB-Pokalsieg gegen Eintracht Frankfurt erstmals wieder auf der Bank. Auf wen die Bayern-Frauen im Pokalhalbfinale treffen (22./23. März), entschied sich am Abend – die Auslosung fand erst nach dem Druck dieser Ausgabe statt.
FREDERIC RIST