„Bayern ist haushoher Favorit“

von Redaktion

Ex-Celtic-Star Hinkel über das Playoff-Rückspiel und seine Zeit in Glasgow

„Man muss es schon selbst erlebt und gespürt haben“: Hinkel 2010 im Derby gegen die Rangers. © Imago

München – Andreas Hinkel (42) spielte zwischen 2008 und 2011 für Celtic Glasgow, gewann mit dem schottischen Traditionsclub unter anderem die Meisterschaft. Das Playoff-Rückspiel in der Champions League zwischen dem FC Bayern und seinem Ex-Verein lässt sich der frühere Außenverteidiger nicht entgehen. Große Chancen auf das Weiterkommen sieht er nach dem 1:2 im Hinspiel für seinen Ex-Verein allerdings nicht, wie er im Interview verrät.

Herr Hinkel, sind die Bayern nach dem 2:1 im Celtic Park nicht eigentlich schon durch?

Ich habe schon vor dem Hinspiel gesagt, dass Bayern haushoher Favorit ist. Daran hat sich nach dem Ergebnis eher nichts geändert… Celtic hat eine gute Mannschaft – aber es müsste schon sehr viel zusammenkommen, dass das für die Bayern noch schief geht.

Zu Hause ist Celtic eine Macht, auswärts schwächelt das Team, vor allem in der Champions League. Warum?

Dass Celtic zu Hause immer für eine Überraschung gut sein kann, hat die Vergangenheit bewiesen. Das hängt natürlich mit der ganz speziellen Atmosphäre zusammen. Der Celtic Park kann an guten Tagen eine enorme Wucht entwickeln und die Mannschaft über sich hinauswachsen lassen. Aber ich fand sie in dieser Champions-League-Saison übrigens auch auswärts nicht ganz so schlecht. Sie hatten beim 1:7 in Dortmund wirklich keinen guten Tag und haben dann noch 2:4 bei Aston Villa verloren. In Zagreb und in Bergamo haben sie aber gepunktet, was auch nicht ganz so einfach ist.

Wie kann Celtic dennoch das Wunder schaffen? Was konnten die Schotten aus dem 0:0 der Bayern in Leverkusen lernen?

Ich weiß nicht, ob Celtic aus einem Heimspiel von Bayer Leverkusen gegen die Bayern so viel lernen kann. Wie gesagt: Bayern ist der glasklare Favorit. Es braucht aus Celtic-Sicht schon den absolut perfekten Tag, um noch weiterzukommen. Sie müssten defensiv top stehen, ihre Konter nutzen und auch das nötige Spielglück haben.

Welche Stars könnten den Bayern gefährlich werden?

Man hat im Hinspiel schon gesehen, dass sie einige gute Spieler haben. In Deutschland kennt man vor allem Nicolas Kühn, der sich in seiner Zeit in Glasgow top entwickelt hat. Daizen Maeda ist ein Spieler, der sehr torgefährlich ist, er hat ja auch den Treffer im Hinspiel erzielt. Und im Mittelfeld haben sie in Arne Engels einen Spieler, den ich aus der belgischen Nationalmannschaft kenne und sehr schätze.

Sie haben rund drei Jahre für Celtic gespielt. Was macht den Club aus?

Mit Worten lässt sich das nur schwer erklären, das muss man schon selbst erlebt und gespürt haben. Glasgow ist eine Stadt, in der Fußball unglaublich viel bedeutet. Das Old Firm zwischen Celtic und den Rangers ist eines der bedeutendsten Derbys der Welt. Es ist unglaublich, wie die Stadt schon Tage vor diesem Spiel pulsiert. Aber auch außerhalb Schottlands ist Celtic enorm populär. Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir in den USA oder Australien gespielt haben. Die Stadien waren voller Celtic-Fans. Der Club besitzt einfach eine unglaubliche Wucht.

Zuletzt betreuten Chefcoach Domenico Tedesco und Sie als Co-Trainer die belgische Nationalmannschaft. Zwischen März 2023 und Juni 2024 blieben die Red Devils ungeschlagen. Bei der EM war im Achtelfinale gegen Frankreich Endstation. Mitte Januar 2025 folgte dann das Aus. Wie geht es weiter für Sie?

Mit dem Planen ist das im Fußball ja immer so eine Sache… Ich schließe generell nichts aus. Ich war ja auch schon Cheftrainer in der Jugend und bei der U23 des VfB Stuttgart. Das hat Spaß gemacht. Mir macht es aber genauso viel Spaß, mit Domenico zusammenzuarbeiten. Mal schauen, was als nächstes kommt, ich lass mich überraschen.


INTERVIEW: P. KESSLER

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