Fehlte im Abschlusstraining: Harry Kane. © IMAGO
Eiskaltes Abschlusstraining: Joshua Kimmich verhüllte gleich den ganzen Kopf. © IMAGO
München – Zugegeben, es fällt nicht gerade leicht, sich den BVB im Januar 2025 zum Vorbild zu nehmen. Auf Platz elf der Bundesliga-Tabelle steht der langjährige Widersacher näher an den Abstiegsrängen als an der Spitze, 29 Punkte sind zudem 26 weniger, als der FC Bayern auf dem Konto hat. Und trotzdem gibt es etwas, das Dortmund heuer schon erlebt hat – und Bayern gerne nachmachen möchte: Nach dem 7:1, das in der Champions-League-Ligaphase im Herbst gegen Celtic Glasgow gelang, sprach man im Westen der Republik vom nahezu „perfekten Spiel“. Gelingt das den Münchnern an diesem Dienstag (21 Uhr, Prime Video) im Playoff-Rückspiel genauso, gäbe es gleich dreimal Grund zur Freude. Die Stichworte lauten: Rehabilitation, Rekord – und vor allem: eine Runde weiter.
„Wir haben im Celtic Park gewonnen, einen wichtigen Punkt in Leverkusen geholt – für uns ist es jetzt eine Möglichkeit, etwas Gutes in diesen letzten sechs Tagen, die sehr voll waren, zu schaffen. Wenn die Ergebnisse stimmen, hat man das extra Stück Kraft. Das wird uns helfen“, sagte Trainer Vincent Kompany am Montag, also mit knapp 48 Stunden Abstand zum kräftezehrenden 0:0 bei Bayer Leverkusen. Der Kampf beim Double-Sieger, 90 Minuten lang verteidigen – all das hat natürlich seine Spuren hinterlassen. Daher gilt es, beim Achtelfinal-Matchball (Hinspiel: 2:1) wieder so aufzutreten, wie man es selbst von sich gewohnt ist. Das täte dem eigenen Selbstverständnis gut und könnte zudem mit Blick auf 95 bisher geschossene Saisontore dafür sorgen, die 100-Treffer-Marke schon zu diesem frühen Zeitpunkt zu knacken. Fraglich war am Dienstag noch, ob Harry Kane dabei helfen kann, der das Abschlusstraining aussetzte. Eine Entscheidung (Tendenz positiv) soll am Spieltag fallen.
Dass die Bayern den Leverkusen-Trip schnell abhaken wollten, war zu erwarten. „Wir hatten nicht unseren besten Tag in Leverkusen – und haben trotzdem nicht verloren, das ist ein gutes Signal fürs ganze Team. Es gibt viel, was wir besser machen können, aber der Teamgeist, zu kämpfen, die Null zu halten, ist schon etwas, was man braucht, wenn wir weit kommen wollen“, betonte Jamal Musiala. Die Bayern blicken lieber auf den Mittwoch der Vorwoche, wo man in der Festung namens Celtic Park Moral bewiesen hatte und als erste Mannschaft seit Dezember 2023 als Sieger vom Platz gegangen war (2:1). „Es wird kein leichtes Spiel“, meinte Musiala vor dem Rückspiel. „Wir müssen 100 Prozent da sein, dürfen nicht nachlassen, müssen gleich stark anfangen – und wir hoffen, dass wir gewinnen.“ Die Ausgangslage stimmt, um über den Umweg in die Runde der besten 16 einzuziehen. Mut macht zudem die Statistik: Aus den letzten 29 Champions-League-Heimspielen hat der FC Bayern lediglich eins (2:3 gegen Paris im Viertelfinal-Hinspiel 2020/21) verloren, 27 von 28 Auswärts-Hinspiel-Siegen folgte zudem der Einzug in die nächste Runde. Bleibt das Kompany-Team diesem Muster treu, hätte die Extrarunde in der Königsklasse immerhin auch knapp fünf Millionen Euro in die Kasse gespült.
Und dennoch ist Kompany in den 72 Stunden zwischen den beiden Partien anders gefordert als sonst. Der 38-Jährige sprach von einer „druckvollen Woche“. Auch wenn es gegen Celtic auf dem Papier um mehr geht als in den folgenden Liga-Partien gegen Frankfurt und in Stuttgart: Ein Gala-Abend, wie ihn einst der BVB erlebte, ist dringend erwünscht. Denn was passieren kann, wenn ein im Selbstverständnis erschütterter FC Bayern im Achtelfinale womöglich wieder auf Leverkusen trifft, möchte man sich an der Säbener Straße lieber (noch) nicht ausmalen.
H. RAIF, P. KESSLER,
L. VON BRAUN