Mit gutem Beispiel voran – dieser Gedanke mag Gernot Mang dazu bewogen haben, seine Löwen am Sonntag nach Dresden zu begleiten. Winterwetter, ungünstige Anstoßzeit (19.30 Uhr) und die Aussicht auf eine mitternächtliche Heimfahrt im Schnee. Trotzdem wurde Mang im Block der Ultras gesichtet, 1860-Schal gegen die Eiseskälte, gequälter Blick unter der Mütze aus Ismaiks Fanshop. Leiden für die Löwen. Vorbildlicher Einsatz von einem, der Präsident werden will. Nur als Glücksbringer, so viel Kritik muss sein, hat sich Mang nicht unbedingt empfohlen.
Das Traditionsduell in Dresden endete für 1860 mit einer schmeichelhaften 2:5-Niederlage. Nicht nur für Mang, auch für die Mannschaft war es ein Wochenende zum Vergessen: Fast alle Konkurrenten im Keller landeten Befreiungsschläge, sogar die zuvor 19 Mal sieglose SpVgg Unterhaching. Mannheim und Osnabrück fuhren sogar Kantersiege ein. Die „Kanterniederlage“ der Löwen war also auch vom Timing her ungünstig. Auftritt wie unter Ex-Coach Giannikis, Polster zur Abstiegszone geschmolzen – und das Torverhältnis ist jetzt endgültig ruiniert (minus 11).
Muss man sich Sorgen machen um die Löwen? Vermutlich ja. Nach dem wie ein Sieg gefeierten Unentschieden gegen Ingolstadt gab es einen für 1860 nicht untypischen Spannungsabfall. Jeder Schwarz-Gelbe wirkte energiegeladener als sein blütenweiß gekleideter Gegenspieler. Bezeichnend: Während Ex-Löwe Daferner zweimal eiskalt einnetzte, gab Neulöwe Abiama ein paar Kostproben seiner feinen Technik, die am Ende aber keine Punkte brachten. Wie so oft lohnt ein Blick in die Vergangenheit: Nach 24 Spieltagen steht 1860 wie im letzten Jahr bei 29 Punkten. Der Unterschied ist, dass die Glöckner-Serie schon nach drei Spielen gerissen ist und Mannheim, damals wie heute auf Platz 17, noch hartnäckiger im Nacken sitzt (drei statt fünf Punkte). Ein Team übrigens mit ansteigender Form, allerdings nicht ganz so ansteigend wie die Formkurven von Osnabrück (Rückrunde: Platz 1) und Essen (zehn Punkte aus fünf Spielen) – zwei Teams, die in Trainer- und Transferfragen frühzeitig, nämlich deutlich vor dem Rückrundenstart, wichtige Weichen gestellt haben.
Die Löwen dagegen nehmen ein ganzes Bündel an Problemen mit in den Abstiegskampf: Machtwechsel an der Spitze des Vereins, ungeklärte Sportchef-Zukunft, Stadiondebatte, Heimkomplex, dazu Leistungsschwankungen, die auch Glöckner dem Team nicht austreiben konnte. Bereits zum vierten Mal in dieser Saison kassierte 1860 vier Tore oder mehr. Speziell bei einem Verein, der sich lange auf der sicheren Seite wähnte, müssten die Alarmglocken seit Sonntag nonstop schrillen. Wenn die Löwen nicht aufwachen, könnte es Mang im Sommer so ergehen wie Amtsinhaber Robert Reisinger. Der hatte das Präsidentenamt 2017 auch in der Regionalliga übernommen.