BOB

Lochner spekuliert auf die Kugel

von Redaktion

Konkurrent Friedrich liegt vor ihm – aber der Dopingfall Wulff könnte das ändern

Lachende Zweite: Lochner und Fleischhauer könnten nachträglich allerdings noch zu Siegern werden. © Instagram

Dezember in Sigulda: Francesco Friedrich (re.) mit seinem positiv getesteten Anschieber Simon Wulff. © Koksarov/dpa

München – Hinter vorgehaltener Hand hat Johannes Lochner schon länger spekuliert. Aber nun, wo der Berchtesgadener vom vergangenem Wochenende die kleine Kristallkugel aus Lillehammer mit nach Hause nehmen konnte, macht er seine klitzekleine Hoffnung auch öffentlich. Auf dem Instagram-Kanal des Bob-Weltmeisters von 2023 ist drei Wochen vor dem Start der WM in Lake Placid zu lesen. „Wer weiß, vielleicht ist der Traum vom Gesamtweltcup im Zweier noch nicht ausgeträumt? Die laufenden Ermittlungen lassen es zumindest offen.“

Der Post ist eine direkte Anspielung auf die mögliche Dopingsperre von Simon Wulff – dem Mann, der bei Gesamtweltcup-Sieger Francesco Friedrich in den ersten zwei Saisonrennen auf dem kleinen und im dritten auf dem großen Schlitten saß. Die positive Probe auf die Substanz Methylhexanamin stammt von der ersten Weltcup-Station in Altenberg, wurde von der internationalen Testagentur ITA aber erst später öffentlich gemacht. Und daher gilt: Rechnet man die beiden Zweier-Siege Friedrichs (1745 Punkte) mit Wulff an der Bremse raus, wäre Lochner (1730) Gesamtsieger.

Der Fall wird also aus allen Richtungen beäugt. Wulff hat sich unmittelbar selbst suspendiert und die Öffnung der B-Probe beantragt. Aber solche Fälle ziehen sich. „Es gilt die Unschuldsvermutung. Wir unterstützen ihn als Verband“, sagt Thomas Schwab gegenüber unserer Zeitung. Der BSD-Sportdirektor ist in engem Austausch mit dem Ex-Sprinter Wulff, der erst im vergangenen Sommer als drittschnellster Deutscher aller Zeiten von der Tartanbahn in den Eiskanal gewechselt war und auf Anhieb für Bestzeiten gesorgt hat.

Für das Team des Dominators Friedrich war die positive Probe freilich ein Schock, man hüllt sich seitdem in Schweigen. und hofft das Beste. Der Fall erinnert stark an jenen der Ex-Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle, deren Sperre einst von zwei Jahren auf sechs Monate reduziert wurde. Ausgeschlossen ist es nicht, dass Lochners leise Hoffnung wahr wird – und Friedrich seine große Kugel irgendwann abgeben muss. Bisher hatte Lochner ihn erst einmal – 2022/23 – ärgern können.
H. RAIF

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