IM BLICKPUNKT

Als Netzer fast ein Bayer wurde

von Redaktion

Wenn man sich die Situation heute vorstellt, kann man nur schmunzeln. Sommer 1972, Lobby im Nobel-Hotel „Ritz“ von Madrid. Und weil der junge Mann mit dem wallenden Haar bei 40 Grad halt eher gekleidet war wie auf dem Weg zum Badesee als zu einem wichtigen Termin, wurde er direkt wieder rausgeschickt. „Einlass nur mit Jackett, besser noch mit Krawatte“, hieß es, also wurde Robert Schwan (im Bild) aktiv. Um seinerzeit mit Günter Netzer zu sprechen, musste der Manager des FC Bayern erst mal ordentliche Klamotten besorgen. Ein paar Stunden später aber saß man gemeinsam am Tisch – und versuchte, Netzer keine vier Wochen nach seinem Wechsel zu Real doch lieber an die Isar zu locken.

Die Anekdote, die die Gladbach-Legende anlässlich des 125. Jubiläums des FC Bayern im Mitglieder-Magazin „51“ erzählt, war tatsächlich bisher kaum jemandem bekannt. „Ich kippte fast vom Stuhl: ,Seid ihr noch ganz dicht? Ihr hattet zehn Jahre Zeit, mich aus Gladbach zu holen‘“, entgegnete Netzer seinerzeit. Heute führt er aus: „Am Ende sprach auch der ehrwürdige Patron Santiago Bernabéu ein Machtwort: ,Eher sitzt der Netzer die drei Jahre seines Vertrags neben mir und schaut sich so unsere Spiele an.‘“ Schwan dampfte unverrichteter Dinge wieder ab, Netzer blieb bis 1976 bei Real. Sein Fazit: „Ich bedauere nichts – aber mal im Bayern-Trikot zu spielen, wäre natürlich ein Traum gewesen.“ Ob es funktioniert hätte? „Ich habe mal gehört, der damalige Präsident Wilhelm Neudecker mochte meine langen Haare nicht…“
H. RAIF

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