Bayerns Held heißt Davies

von Redaktion

Ausgleich in letzter Sekunde gegen Celtic – und Achtelfinale

Schock in Minute 63: Kühn traf für Celtic zur Führung. © IMAGO

Mehr Drama geht nicht: Davies traf, als die Nachspielzeit fast abgelaufen war, zum 1:1. © Beier/AFP

München – In der Münchner Allianz Arena wünschten sich am Dienstagabend 75 000 Zuschauer schon in den Mai. Frühlingswärme statt Temperaturen im zweistelligen Minus-Bereich. Ein namhafter Gegner statt ein Außenseiter in der Champions League. Und vor allem Endspiel statt Playoff. Die gute Nachricht des Abends: Der Traum vom „Finale dahoam“ darf nach dem Einzug ins Achtelfinale beim FC Bayern weiter geträumt werden. Die schlechte: Beim 1:1 (0:0) im Playoff-Rückspiel präsentierte sich das Team von Vincent Kompany lange alles andere als titelreif. Alphonso Davies erlöste den Rekordmeister in der allerletzten Minute der Nachspielzeit (90.+4) mit dem Ausgleich.

Einen klaren Sieg, vielleicht sogar ein Schützenfest hatte man sich nach dem umkämpften 2:1 vergangene Woche in Glasgow gewünscht, stattdessen war das Vorrücken in die Runde der besten 16 eine absolute Zitterpartie. 110 Tage vor dem großen Finale in München-Fröttmaning hatte ausgerechnet der Ex-Bayer Nicholas Kühn Glasgow sogar in Führung gebracht (63.), das Anrennen der Bayern wurde letztlich belohnt. Klar aber ist: Im Achtelfinale Anfang März gegen Leverkusen oder Atletico Madrid muss definitiv eine andere Leistung her.

Von einer „druckvollen Woche“ hatte Kompany gesprochen – drei Tage nach dem 0:0 in Leverkusen nahm er vier Änderungen an der Startelf vor. Auf den Außenverteidiger-Positionen agierten anstelle von Konrad Laimer und Hiroki Ito gegen Celtic Josip Stanisic und Raphael Guerreiro. Leon Goretzka ersetzte Pavlovic im Mittelfeld, Coman nahm für Serge Gnabry auf der Bank Platz. Der Plan war klar: In die Offensive gehen, Tore schießen. Den Willen dazu konnte man früh sehen.

Die Bayern legten so los, wie man es zuhause von ihnen gewohnt ist. Der Start gelang temporeich, bereits in der vierten Minute landete einer von vielen Diagonalbällen bei Michael Olise, der wiederum Gnabry am zweiten Pfosten bediente – Johnston rettete in letzter Not. Dass man sich aber gegen die lauernden Schotten auch keine Unsicherheiten leisten sollte, war ebenso früh zu sehen: Nach einem Ballverlust von Michael Olise hätte McGregor alleine vor Manuel Neuer mehr draus machen können (7.). Den nächsten Celtic-Vorstoß von Nicholas Kühn rettete Guerreiro kurz vor der Linie, ehe auch noch Upamecano zur Klärung ran musste (16.). Die Gäste sortierten sich auch hinten immer besser, sodass Chancen wie noch zu Beginn durch Kane (9./11.) seltener wurden.

Ein Fernschuss von Kane war der erste Vorstoß (23.) nach der Celtic-Hochphase, Olise bediente kurz drauf Guerreiro (24.). Immer wieder wurde die letzte Kette überspielt, richtig zwingend aber war es zu selten. Dass die Fans nach weniger als 30 Minuten sangen „Auf geht‘s Bayern, kämpfen und siegen“, war bezeichnend. Denn man merkte: der erhofft leichte Abend wurde es nicht. Kimmich (38.) versuchte es, Kane scheiterte kurz vor dem Seitenwechsel nach Stanisic-Flanke an der Latte. Es war seine letzte Aktion, zur Pause blieb es beim 0:0.

Kane musste raus, Coman kam – und Goretzka war frei durch, aber scheiterte (47.). Die Bayern blieben im Vorwärtsgang, da sich aber weiterhin Unsauberkeiten einschlichen, war die Gefahr der Gäste lange nicht gebannt. Und so kam es, wie es kommen musste: Maeda setzt sich links durch, Kim konnte Kühn nicht stoppen – 0:1. Bayern brauchte ein Tor, um die Verlängerung zu vermeiden. Sané hatte es auf dem Fuß (76.), Kimmich scheiterte (78.), die Uhr tickte, die Arena stand. Und dann war Davies da. Man darf noch vom Mai träumen.
H. RAIF, V. TSCHIRPKE

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