Die Tennis-Szene schimpft

von Redaktion

Welt-Anti-Doping-Agentur WADA nach Sinner-Deal in der Kritik

Nur drei Monate gesperrt: Jannik Sinner. © Imago/Frey

Hamburg – Alexander Zverev ist irritiert, Novak Djokovic fordert Reformen, und ein Experte sieht gar schwarz für den Anti-Dopingkampf: Nach dem Deal mit dem italienischen Tennis-Topstar Jannik Sinner rückt die Welt-Anti-Doping-Agentur immer mehr in den Fokus der Kritik.

„Man muss es so hart sagen: Was die WADA da gemacht hat, bedeutet das Ende des Anti-Doping-Systems in seiner bisherigen Form“, sagte Prof. Fritz Sörgel bei Sport1. Der Pharmakologe aus Nürnberg sieht in der milden Dreimonatsstrafe für den Weltranglistenersten „verheerende“ Folgen für den Anti-Dopingkampf. Und er ist mit seinen Sorgen nicht allein: Lars Mortsiefer, Vorstandsvorsitzender der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA), befürchtet, dass weitere positiv getestete Athleten künftig Vergleiche zur Strafminderung anstreben werden. „In einem solch prominenten und richtungsweisenden Fall hätte ich mir eine klare und transparente CAS-Entscheidung gewünscht“, sagte Mortsiefer der FAZ.

Sinner ist es erlaubt, rechtzeitig zu seinem Heimturnier in Rom (ab 7. Mai) wieder auf die Tour zurückzukehren und dann auch die French Open zu spielen. Die Folgen seiner positiven Tests auf das Steroid Clostebol, das laut Angaben des dreimaligen Grand-Slam-Siegers über die Hände seines Physios in sein Blut gelangt war, sind für Sinner gut zu verschmerzen. Das Rumoren in der Szene ist entsprechend groß. Zverev, der jüngst im Finale der Australian Open klar gegen den Ausnahmekönner verloren hatte, sprach von einem „seltsamen“ Ausgang der Affäre. Wenn man sich habe „nichts zuschulden kommen lassen, dann sollte man überhaupt nicht gesperrt werden“, sagte der 27-Jährige. „Aber wenn man sich etwas zuschulden kommen lässt, dann sind drei Monate für die Einnahme von Steroiden keine Sperre, oder?“

Noch deutlicher wurde Novak Djokovic. „Die Mehrheit der Spieler hat das Gefühl, dass es zu Bevorzugungen kommt“, sagte der Serbe: „Es scheint, als könne man das Ergebnis fast beeinflussen, wenn man ein Topspieler ist und Zugang zu den besten Anwälten hat.“ Dem Grand-Slam-Rekordchampion fehlt es – auch mit Blick auf deutlich härtere Sanktionen von weniger bekannten Profis – an „Einheitlichkeit“ und „Transparenz“.
SID

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