Schütteln – und weiter geht‘s: Patrick Glöckner. © Sampics
Standhaft bleiben: Jetzt schlägt im Team der Löwen die Stunde der Routiniers (hier Thore Jacobsen). © Sampics / Cathrin Müller
München – Montag frei, Dienstag Spätschicht – das alles nach einer Niederlage, bei der die Löwen nach der Pause auseinanderfielen. Klingt wie eine Erinnerung an das Jahr unter Argirios Giannikis, ist aber eine aktuelle Impression vom TSV 1860, wo seit Ende Januar Patrick Glöckner für die Trainingspläne verantwortlich zeichnet.
Belastungssteuerung nennt die Sportwissenschaft das reduzierte Wochenanfangs-Programm, das wütende Fans gerne durch das gute alte Straftraining ersetzt sähen. Wer jedoch glaubt, die Löwen würden nach dem 2:5-Debakel von Dresden zur Tagesordnung übergehen, der irrt. Unsere Zeitung weiß: Intern wurde den Spielern in aller Deutlichkeit der Spiegel vorgehalten. Nach außen jedoch reagiert die sportliche Leitung besonnen. Glöckner sagte nach dem Ende seiner Miniserie: „Wichtig ist, dass wir die Niederlage gut analysieren.“
Auch Christian Werner vermied gegenüber unserer Zeitung, die Spieler öffentlich in die Pfanne zu hauen. „Wir haben gedacht, dass wir schon einen Schritt weiter sind“, räumte der Sportchef ein. Speziell der kurzfristige Ausfall von Philipp Maier habe sich negativ auf die Stabilität und die Arbeit gegen den Ball ausgewirkt. In der Pflicht stünden jetzt die erfahrenen Spieler: „Profis, die den Anspruch haben, Führungsspieler zu sein.“ Als da wären: Torhüter Marco Hiller, Sechser Thore Jacobsen – und natürlich Kapitän Jesper Verlaat, trotz dessen unübersehbaren Mangels an Spielpraxis.
0:4 in Saarbrücken, 1:1 gegen Ingolstadt, jetzt 2:5 in Dresden. In drei von fünf Spielen der Rückrunde, jeweils gegen Top-4-Teams, hingen die Trauben für 1860 (zu) hoch, Ingolstadt vielleicht ausgenommen. In Bielefeld kommt am Freitag noch mal so ein Brocken. Glöckner hofft, dass Maier seine Grippe rechtzeitig überwindet – beim Start in die Vorbereitungswoche fehlte er. Generell dürfte die Wahl des Trainers im Zweifel zu Gunsten des Routiniers ausfallen – anders als noch in Dresden, als die Startelf arg jugendlastig war (Dulic, Kloss).
Doch obwohl die Löwen in der Tabelle schlechter dastehen als vor einem Jahr unter Giannikis (minus 11 Tore), klingt Werner noch nicht besorgt, was das Saisonziel Klassenerhalt angeht. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass es ein Marathon wird und kein Sprint“, erinnert er: „Jedem ist bewusst, dass uns eine Niederlage in der Art und Weise von Dresden auf keinen Fall passieren darf. Wichtig, dass wir das richtig einordnen. Ich bin mir absolut sicher, dass die Mannschaft am Freitag wieder ein anderes Gesicht zeigen wird.“
Mit Blick auf den Spielplan sagt Werner: „Jetzt stehen die Wochen der Wahrheit an. Bielefeld ist noch mal ein brutaler Gegner, aber dann kommen Spiele, in denen wir punkten müssen – und punkten werden.“ Hannover II, Dortmund II, Wiesbaden, Haching, Osnabrück – ein Zwischenspurt im März soll dafür sorgen, dass der Marathon nicht zu schmerzhaft endet.
ULI KELLNER