DJ Davies schwebt über den Dingen

von Redaktion

Kompany „beeindruckt“ von Bayerns Last-Minute-Held „ohne Rucksack“

Liebe für die Bayern: Davies‘ Jubel. © IMAGO/Kolbert

Fast ungläubig: Davies nach seinem Coup. © IMAGO/ Kolbert

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Davies‘ Abstauber in der Nachspielzeit rettete Bayern. © IMAGO/Feil

München – Die Stimmung, die um kurz vor Mitternacht am Dienstag in der Bayern-Kabine herrschte, beschrieb der Kapitän als „zurückhaltend“. Und so war nach einem Wort von Manuel Neuer klar, dass der Mann des Abends seiner zweiten Leidenschaft trotz tragender Rolle auf dem Feld beim 1:1 (0:0) gegen Celtic Glasgow nicht frönen durfte. Laute Musik von DJ Alphonso Davies war trotz der Erleichterung über den Einzug ins Achtelfinale der Champions League in den heiligen Hallen des FC Bayern nicht erwünscht. Stattdessen hieß es für das Kollektiv Mund abputzen und weitermachen, während Davies seinen Abend ohne großes Bohei genießen musste.

Ein paar Schulterklopfer und warme Worte gab es für den 24-Jährigen natürlich trotzdem. Als „beeindruckend“ beschrieb Vincent Kompany das Comeback des Außenverteidigers, der mit seinem Treffer zum 1:1 in der Nachspielzeit (90. +4) eine Verlängerung vermieden und elf Millionen Euro in die Kasse des FC Bayern gespült hatte. 26 Minuten durfte der Kanadier in seinem ersten Spiel nach dem in Rotterdam erlittenen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel und seiner Vertragsverlängerung ran. Er brachte Schwung, nicht alles gelang, aber er blieb bis zum Ende dran. Ein besonderer Dank erreichte Davies daher von Leon Goretzka, der per Kopf gescheitert war, bevor Davies den Abstauber versenkte und die Arena toben ließ: „So ist es ein halber Assist. Von daher stehe ich da ein Stück weit in seiner Schuld.“

Man konnte am Ende wieder scherzen – aber es war dennoch jedem bewusst, dass dieser Abend ohne „Phonzies“ Zutun auch anders hätte ausgehen können. „Nicht viel nachgedacht“ habe er in dieser letzten Aktion des Spiels, erzählte der Bayern-Held nach seinem zweiten Königsklassen-Treffer für die Münchner selbst: „Ich habe einfach den Fuß aufgesetzt und der Ball ist reingegangen.“ Für Max Eberl kein Zufall, denn der Sportvorstand sagte: „Alphonso schwebt vor Selbstvertrauen.“ Dass die Verlängerung seines Vertrages bis 2030 ihm „keinen Rucksack“ aufgezogen, sondern befreiende Wirkung habe, war für Eberl offensichtlich: „Er hat sich das verdient. Er ist ein Spieler, der einfach den Unterschied ausmachen kann.“

Es hat durchaus Tage, Wochen und Monate gegeben, da wurde an der Säbener Straße anders über Alphonso Davies gesprochen. Ab sofort soll der pfeilschnelle Kanadier aber wieder „zu den ganz wichtigen Stützen“ gehören (Eberl). Auch am Dienstag, sagte Kompany, habe er mit seinem Trainerteam „sofort gesehen, was er dem Team bietet. Das war wichtig für uns.“ Im Vergleich zu Raphael Guerreiro war das vor allem Schnelligkeit – und zwar in beide Richtungen. Kommt jetzt Spielpraxis dazu, ist das Comeback ein guter Grund für Optimismus in Bayern-Reihen.

Kompany kann seit der Davies-Rückkehr nahezu aus dem Vollen schöpfen. Daher äußerte sich der Coach auch lobend über dessen Akribie in der Reha: „Er hat hart mit dem medizinischen Team gearbeitet.“ Bei lauter Musik, versteht sich. Aber das ist ein anderes Thema…
H. RAIF, P. KESSLER

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