TSV 1860

Das letzte Bonusspiel

von Redaktion

Glöckner hofft auf heilsame Kraft des Dresden-Debakels: „Kann so sein, muss nicht“

Genesen und gesetzt: Sechser Philipp Maier. © IMAGO

München – Ein frecher Schuss vom Mittelkreis, Jonas Kersken hatte beim Zurücklaufen keine Chance – damit war der Spielverlauf der zurückliegenden 88 Minuten auf den Kopf gestellt. Mit seinem Sonntagsschuss, der auch die Wahl zum „Tor des Monats“ September gewann, bescherte Thore Jacobsen dem TSV 1860 drei wertvolle Auswärtspunkte auf der Bielefelder Alm, sie waren zugleich der Ausgangspunkt für eine historische Wiesn-Woche mit neun Punkten (danach: 1:0 gegen Hannover II und 2:1 bei Dortmund II). Heute weiß man: Der Jacobsen-Coup auf der Alm beflügelte die Löwen wie danach kein anderes Ereignis mehr. Fünf Monate später kommt es zum Wiedersehen mit der Arminia – und ähnlich wie damals liegt der Druck beim Immer-noch-Abstiegskandidaten.

Platz 15 belegten die Löwen nach dem Glücks-Dreier im Hinspiel. Aktuell ist man Vierzehnter. Bielefeld dagegen, damals wie heute Sechster, darf noch immer vom Aufstieg träumen. So gesehen ist es kein Zufall, wie das heutige Duell 1860-intern eingeordnet wird. „Bonusspiel“ ist ein Begriff, den man auch schon vor dem Auswärtsspiel in Dresden gehört hat. Er bedeutet: Normal sind die Punkte weg, aber wenn man sich ein bis drei ergaunern kann, erleichtert das die Chancen im Abstiegskampf.

Das erste Bonusspiel in dieser wegweisenden Woche war im Rückblick ein Malusspiel: 2:5 in Dresden – auf Mannheim (5:0 gegen Rostock) und Osnabrück (5:1 in Hannover) büßten die Löwen mehr als drei Punkte ein. Offiziell gilt das Spiel aber als abgehakt. Bei der Pressekonferenz am Donnerstag wollte Patrick Glöckner nicht mehr allzu detailliert darauf eingehen. „Jetzt gab es mal fünf Stück – ein Brett, was sehr weh tut“, gab der Trainer zu: „Aber man muss auch sagen: Ich krieg‘ lieber mal voll eins in die Fresse, als wenn du 1:0 oder 2:1 verlierst und denkst: Die Welt ist noch in Ordnung.“ Ist sie nur bedingt, wenn man die Tabelle anschaut: „Abstiegskampf“, spricht es Glöckner offen aus, „wird auch bis zum Ende so bleiben.“ Ein Dämpfer wie in Dresden könne heilsam sein: „Kann so sein, muss nicht so sein“, betont er. Alles hänge davon ab, welche Reaktion sein Team heute Abend zeigt.

Klar ist, dass es eine personelle Reaktion geben wird. Fünf Gegentore, nur fünf Tage Pause – da bietet es sich an, frische Kräfte ins Rennen zu schicken. „Es wird Änderungen geben“, kündigte Glöckner an, „man kann sie an einer Hand abzählen.“ Philipp Maier, rechtzeitig von seiner Grippe genesen, habe seinen Startplatz sicher. Zudem sei Neuzugang Lucoqui eine Option – Kwadwo machte ein Gruselspiel in Dresden und ist seither malad. Zudem drängt Lukas Reich ins Team. Und auch Kozuki könnte zusammen mit Abiama Speed anarchische Momente ins Spiel der Löwen einbringen.

Obwohl er seine erste Pleite mit 1860 als Tracht Prügel empfand, bleibt Glöckner positiv. „Es gibt keinen Grund, in irgendwelche Zweifel zu verfallen“, sagt er: „Sich jeden Tag das Negative wieder hochzuziehen, ist Quatsch. Dann rutscht man nur noch weiter runter.“ Mental, meinte er. Gesünder ist diese Sichtweise: Schauen, was das heutige Bonusspiel bringt – und dann im März gegen ungleich leichtere Gegner, von Hannover bis Haching, richtig Punkte holen.
ULI KELLNER

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