Da ist das Ding: Hubers erste Weltcup-Trophäe. © Instagram
Zwei Männer, zwei Leidenschaften: Elias Huber (r.) mit seinem kletternden Vater Thomas.
Immer bei sich bleiben: Das ist Elias Hubers Erkenntnis – sie hat sich ausgezahlt. Binnen von zwei Wochen fuhr er zweimal aufs Podium. © IMAGO
Val Saint-Come/Berchtesgarden – Im Schneesturm von Val Saint Come in Kanada feiert der deutsche Snowboarder Elias Huber seinen ersten Weltcup-Sieg. Der 25-Jährige ist der Sohn von Thomas Huber, einem der legendären „Huberbuam“ – dem wohl weltbesten Kletter-Brüderpaar. Vom Vater hat er auch die Leidenschaft für waghalsige Herausforderungen geerbt. Ein Gespräch über seinen überraschenden Triumph, mentale Herausforderungen und seinen Fahrstil.
Elias, am vergangenen Wochenende gab es gleich zwei deutsche Weltcup-Siege im Snowboard-Parallel-Slalom – Ihren und den von Ramona Hofmeister. Wie ausgiebig waren die Feiern?
Es wurde schon ordentlich gefeiert. Ich muss auch gestehen, nach meinem ersten Podium in Rogla (Slowenien, Anm. d. Red.) vor zwei Wochen ging es mir wirklich nicht gut. Dieses Mal war also die Zielsetzung, nicht ganz so schlecht beieinander zu sein – und das ist mir ganz gut gelungen. Wir haben also definitiv gefeiert, aber natürlich mit Maß.
Sie haben im Nachhinein gesagt, Sie hätten nicht mit Ihrem Sieg gerechnet.
Ja, an diesem Tag habe ich wirklich nicht mit meinem ersten Weltcup-Sieg gerechnet. Die Bedingungen waren brutal schwierig, da kann alles passieren. Ich hatte Glück in den richtigen Momenten und habe mich durchgesetzt. Ich wusste, dass es bald mal nach vorne gehen kann, aber dass es gleich das nächste Podium wird, das war nicht abzusehen.
Schlechte Sicht und Sturmwarnung überlagerten das Rennen. Wie haben Sie es erlebt?
Es war spannend, ob es überhaupt stattfinden kann. Die Kanadier haben von einem Super-Snow-Storm gesprochen, aber es war dann gar nicht so schlimm. Trotzdem war der Start ungewohnt. In solchen Bedingungen hilft es, wenn man einfach ein bisschen wahnsinnig ist und voll durchzieht. Aber so richtig Spaß hat es nicht gemacht.
Einfach wahnsinnig sein. War das auch Ihre Herangehensweise im Finale?
Ja, das habe ich mir fest vorgenommen. Eigentlich musste ich auf einer viel ausgefahreneren Strecke starten und habe mir keine großen Chancen ausgerechnet. Aber nachdem der Kurs noch einmal versetzt wurde, hatte er plötzlich mehr Potenzial, um schneller zu sein. Die Herausforderung war aber natürlich, die ideale Linie zu halten und keine Fehler zu machen.
Parallel-Slalom bedeutet Sichtkontakt zum Kontrahenten. Wie gehen Sie damit um?
Ich konzentriere mich voll auf mein eigenes Fahren, aber ich nehme den Gegner immer wahr. Ich spüre sofort, ob er vorne oder hinten ist, und passe mein Tempo an. Früher habe ich dann oft zu viel riskiert, wenn ich im Rückstand war, und mich abgeschossen. Dieses Jahr habe ich gelernt, ruhiger zu bleiben – das funktioniert jetzt deutlich besser.
Beim 89. Weltcup-Start endlich der erste Sieg – warum hat es so lange gedauert?
Bei vorherigen Rennen hatte ich Angst zu versagen. Ich habe mir ständig Gedanken gemacht: Was passiert, wenn ich stürze? Wo stehe ich dann mit meinen Punkten? Welches Ergebnis brauche ich noch? Heute blende ich das komplett aus und fokussiere mich nur noch aufs Fahren – und natürlich darauf, so schnell wie möglich zu sein.
Im Viertelfinale stand das deutsche Kumpel-Duell gegen Ole-Mikkel Prantls an. Auch eine interessante Erfahrung?
Es war unser erstes Weltcup-Duell, richtig cool! In der Vergangenheit wäre so eine Situation für mich stressig gewesen, diesmal konnte ich sie einfach genießen. Wenn er gewonnen hätte, hätte ich mich sehr für ihn gefreut. Im Lauf war er erst vorne, hat sich dann aber, weil er noch jünger ist, abgeschossen (lacht).
In zwei Wochen stehen auch schon die nächsten zwei Weltcup-Rennen in Polen an. Was ist da möglich?
Mein erster Weltcup-Sieg ist natürlich schön, aber eigentlich ändert er nichts. Ich gehe die Sache ganz ruhig an und setze mir jetzt auch nicht das Ziel, in der Weltcup-Gesamtwertung vorne anzugreifen oder gleich wieder aufs Podest zu fahren. Wobei ich mir bei der Weltmeisterschaft Ende März im Engadin schon etwas ausrechne.
Wieso das?
Der Hang hat mir beim letzten Mal richtig gut gelegen – da bin ich in einem stark besetzten Feld zweimal Sechster geworden. Eine Medaille dort, wäre einfach der Wahnsinn.
Ihr Vater, Thomas Huber, der als berühmter Kletterer bekannt ist, hat Sie damals zum Snowboarden gebracht, oder?
Richtig. Wie jeder Berchtesgadener habe ich erst mal Skifahren gelernt. Doch weil mein Papa auch ein ambitionierter Snowboarder war, bin ich noch im selben Jahr auf das Snowboard umgestiegen – und dabei geblieben. Beim SC Schellenberg haben mich dann zwei erfahrene Snowboard-Pioniere unter ihre Fittiche genommen und so bin ich schließlich zum Racing gekommen.
Hat die Kletterleidenschaft Ihres Vaters also nicht auf Sie abgefärbt?
Ich klettere hin und wieder schon gerne. Wir haben zu Hause auch eine Boulderwand, die ich gerne fürs Training nutze. Ein leidenschaftlicher Kletterer bin ich zwar nicht, dafür habe ich von meinem Vater die Begeisterung fürs Snowboarden geerbt.
INTERVIEW: FREDERIC RIST