Neuer Zauber im Sportpark

von Redaktion

Torsiello (20) spielte schon Bundesliga, bei Haching überzeugt er im Keller

Debüt und Treffer bei der U19-Nationalmannschaft. © IMAGO

Völlig losgelöst: Torsiello nach seinem Treffer gegen Saarbrücken. © IMAGO

Unterhaching – Manchmal liegt die Wahrheit schon im Namen. Bei Fabio Torsiello ist das so. Im Heimspiel gegen Saarbrücken zog der Angreifer von der linken Seite nach innen, setzte den Ball traumhaft ins rechte Eck. Das 2:0 für Unterhaching, der erlösende Sieg – und ein wenig Zauber im Abstiegskampf. „Als Stürmer liegt dir das Toreschießen im Blut“, sagt Torsiello unserer Zeitung: „Du arbeitest das ganze Spiel auf diesen Moment hin, und wenn es dann passiert … Da kommen Glücksgefühle hoch. In dem Moment denke ich an meine Mutter und wie sie sich für mich freut.“

Aber nicht nur Mama Torsiello, ein ganzer Verein freut sich. Mit den Leihen des Stürmers vom SV Darmstadt und Leander Popp (19/Greuther Fürth) ist auch etwas Hoffnung in die Vorstadt zurückgekehrt. Und vor allem dringend benötigtes Tempo und Spielwitz in der Offensive. Schon in Ingolstadt wirbelte das Duo die Abwehrreihe durcheinander, nur der Ertrag fehlte. Torsiello traf beim 1:1 in Essen und dann eben gegen Saarbrücken, zwei Treffer, vier Punkte.

Der 20-Jährige ist ein Hochbegabter am Ball, geboren in Darmstadt und ausgebildet bei den Lilien. Torsiello spielte sein erstes Jahr in der U19, da zog Torsten Lieberknecht ihn schon zu den Profis hoch, vier Zweitliga-Einsätze folgten. In der darauffolgenden Saison in der Bundesliga stand Torsiello zehnmal auf dem Feld, das Startelf-Debüt gab es gegen RB Leipzig. „Dieses Gefühl willst du natürlich immer und wieder haben.“

Doch das Gefühl blieb erst mal aus, unter Trainer Florian Kohfeldt kamen in der aktuellen Saison keine weiteren Profi-Minuten hinzu. Torsiello spielte bei der zweiten Mannschaft von Darmstadt in der fünftklassigen Hessenliga (fünf Tore und vier Vorlagen in 17 Spielen), die Gegner hießen nicht mehr Leipzig oder Leverkusen sondern KSV Baunatal oder TG Friedberg.

Torsiello hat das im Kopf schnell verarbeitet. „Für mich ist Fußball mein Leben, ich liebe Fußball und ohne Fußball kann ich nicht leben. Egal, wo ich spiele, egal, wann ich spiele, ich werde immer mein Herz auf dem Platz lassen.“ Aktuell in Unterhaching.

Vor der Leihe gab es einen Video-Call mit Heiko Herrlich. Der erfahrene Trainer machte dem Offensivkünstler deutlich, dass er sich voll auf den Abstiegskampf einlassen muss. Jede Woche kämpfen, jede Woche abliefern. Torsiello gab Herrlich ein Versprechen – und das hält er.

Der Deutsch-Italiener spürt das Vertrauen, schätzt das Vertrauen. Es fühle sich so an, sagt er, als sei er schon Jahre in Unterhaching. Mit Popp wohnt er zusammen in einer WG, sie frühstücken zusammen, fahren zum Training, abends wird Uno gespielt. Zuletzt gab es eine drängende Frage. Kann man mit Glasreiniger das ganze Zimmer sauber machen? Torsiello war der festen Überzeugung, „es hat sich einfach gut angefühlt, zu sprühen und dann zu wischen. Leander hat nicht an den Glasreiniger als Universal-Putzmittel geglaubt, es gab eine kleine Diskussion. Wir haben es dann gegoogelt, er hatte Recht und wir mussten beide über die Situation lachen.“

Die Verantwortlichen schätzen die Leistungen und den Charakter des Deutsch-Italieners. Auch wenn es mit dem Sportdirektor schon mal die ein oder andere schmerzhafte Erfahrung gab. „Mir ist er im Training auch schon mal in die Wade reingesprungen“, sagt Torsiello über Markus Schwabl: „Er ist ein harter Spieler, nach dem Training frage ich ihn manchmal: Was hast du eigentlich mit mir vor? Wir können beide darüber lachen.“

Torsiello debütierte letztes Jahr für die deutsche U19-Nationalmannschaft, traf. So richtig realisieren konnte er das erst, als der Name nach dem Spiel auf der Anzeigetafel stand. „Die Hymne vor dem Spiel, da bekommt man Gänsehaut. Das hat mich sehr stolz gemacht.“

Torsiello kann auch Abstiegskampf, das hat er schon bewiesen. Am Wochenende geht es nach Aue, der Torschütze vom Dienst wird wieder gefragt sein. „Wir wissen alle, worum es geht. Ich habe ein gutes Gefühl, dass wir es schaffen werden“, sagt er.

Die Glasreiniger-WG sorgt für neuen Glauben. Und im besten Fall für weitere Punkte.
NICO-MARIUS SCHMITZ

Artikel 2 von 11