Bisweilen wäre ein geheimes Guckloch echt super. Ganz einfach um zu beobachten, was jemand wie Pep Guardiola so tut, nachdem er mal wieder von Real Madrid, gegen das der Katalane schon von Kindesbeinen an eine geografisch bedingte Aversion hegt, malträtiert worden ist. Und zwar nicht bei der anschließenden Pressekonferenz oder in der Kabine, wo der Trainer von Manchester City selbst nach einem Debakel wie am Mittwoch eine berufsbedingte Fassung an den Tag legen muss, sondern dort, wo ihn niemand sieht. Wenn er die Tür seines Hotelzimmers hinter sich zugezogen hat. Kratzt er sich? Blickt der Exzentriker im dunklen Zimmer stundenlang in die Leere? Auf der vergeblichen Suche nach der Quadratur des runden Leders? Es ist ein Mysterium, mit dem wir leben müssen. Fest steht dagegen seit dem Aus gegen die Königlichen, dass Guardiola zum ersten Mal in seiner beeindruckenden Vita vor einem Scherbenhaufen steht. Ergebnistechnisch, weil City ja auch kein Wörtchen mehr um die Premier League mitreden wird. Fußballerisch, da Man City trotz einer Rekordinvestition von 218 Mio. Euro im Wintertransferfenster dieselbe Gefahr ausstrahlt wie das Comic-Kätzchen Hello Kitty. Und persönlich, schließlich sagt der 54-Jährige ja selbst, dass er momentan „nicht gut genug“ sei. Was er damit bezweckt hat, als er in Madrid sowohl auf Kevin de Bruyne als auch auf den angeschlagenen Erling Haaland verzichtete, weiß wohl nur Guardiola selbst. Aber dessen muss er sich bewusst gewesen sein. Bevor er in Manchester übernahm, predigte er stets, nur in Drei-Jahres-Zyklen zu denken. Danach, so der Trainer, stelle sich eine gewisse Abnutzung ein. Bei seinem Herzensclub, dem FC Barcelona, blieb er daher vier Jahre. In München zog er nach dem dritten Jahr von dannen. Und bei City? Steht der Spanier seit mittlerweile neun Spielzeiten an der Seitenlinie. Zugegeben, der Scheich zahlt gewiss fürstlich, doch vielleicht ist es ja ob des offensichtlichen Verfalls an der Zeit, die jüngst bekannt gegebene Vertragsverlängerung bis 2027 zu überdenken. Kraft zu tanken. Sich neu zu orientieren, damit alles wieder super, super wird. Pep wird sich Gedanken machen. Alleine. Dort, wo ihn niemand sieht.