EHC lässt den Nachbarn abblitzen

von Redaktion

Am Münchner 5:3-Sieg in Augsburg ist Tobias Rieder mit drei Toren beteiligt

Die Haltungsnote ist nicht entscheidend beim erfolgreichen Abschluss: Tobias Rieder. © Eibner

Augsburg – Vielleicht war es ein Abschied. Die Augsburger Panther sind tief in den Abstiegskampf der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verstrickt, es könnte also für einige Zeit das letzte schwäbisch-oberbayerische Derby gewesen sein am Sonntagnachmittag. Augsburg gegen München, natürlich ausverkauft (6179 Zuschauer), „großartige Atmosphäre hier“, wie EHC-Stürmer Taro Hirose anmerkte – doch der EHC Red Bull ließ den kleinen Nachbarn abblitzen. Er gewann mit 5:3 (2:1, 2:1, 1:1). „Es war ein wilder Derby – es hat Spaß gemacht“, sagte der Münchner Tobias Rieder. Für ihn galt das im Besonderen.

Nach sieben Siegen unter dem an die Bande zurückgekehrten Trainer Don Jackson hatte der EHC sich zwei Niederlagen (in Nürnberg und am Freitag zuhause gegen Augsburgs Abstiegskampfrivalen Iserlohn) eingehandelt. „Wir haben da generell nicht die Leistung gebracht wie davor“, meinte Stürmer Markus Eisenschmid, „es ist wichtig, dass wir zurückkommen.“ Der Wiedergutmachungswille war ihm schon beim Eröffnungsbully anzusehen, wo er sich gleich eine Hakelei mit dem Augsburger Finnen Hakulinen lieferte und dem Kontrahenten den Schläger auf die Beinschützer haute. Grundsätzlich aber waren beide Teams bestrebt, Undiszipliniertheiten aus dem Spiel zu halten, denn jede Mannschaft wusste von der anderen, dass sie ganz gut in Überzahl ist. Sie bewiesen es auch: Der EHC nutzte sein erstes Powerplay nach 33 Sekunden zur 2:0-Führung (15.), der AEV brauchte nur sieben Sekunden zum 1:2-Anschlusstreffer (Kunyk/18.).

Beim EHC bestätigte Chris DeSousa sein Formhoch – diesmal mehr in der Rolle des Vorbereiters mit zwei Assists. Wirkungsvollster Spieler im Abschluss war Tobias Rieder, der für die ersten beiden Münchner Tore und das wegweisende 5:3 sorgte. Nach einer Gehirnerschütterung im November hatte der ehemalige NHL-Angreifer lange nach seiner Form suchen müssen. Seine ersten beiden Treffer in Augsburg gelangen ihm jeweils aus kurzer Distanz, kurz vor der Torlinie, wobei der zweite durch den Videobeweis abgesegnet werden musste. Rieder war per Schlittschuh erfolgreich gewesen – aber weil er keine absichtliche Bewegung zum Puck ausgeführt hatte, sondern in die Situation hineingeschlittert war, galt das Tor. Auch sein drittes Tor war eines aus der von den Spielern gerne genommenen Kategorie „schmutzig“: Ein Abpraller landete auf Rieders Schläger und segelte über Augsburgs Keeper Strauss Mann ins Netz (52.).

Die Augsburger Panther waren wehrhaft, scorten sich immer wieder heran, auf 2:3 (McCourt/26.), auf 3:4 (Köhler/42.), doch München spielte die höhere individuelle Klasse aus. Taro Hirose freute sich über die vorzügliche Vorarbeit von DeSousa und Ehliz, die ihm das 3:1 (25.) ermöglichte, ähnlich war Kastners Tor zum 4:2 (31.).

Augsburgs Trainer Larry Mitchell verzichtete am Schluss darauf, seinen Torhüter vom Eis zu nehmen, wie es bei knappem Rückstand üblich ist. Im Abstiegskampf geht es auch um die Tordifferenz. Das Publikum verabschiedete sein Team trotz Niederlage mit Applaus, die Münchner Kurve feierte den „Derbysieger, Derbysieger“. Wirklich ein letztes Mal?
GÜNTER KLEIN

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