Kane-Ersatz mit vollem Einsatz: Thomas Müller gab den Aushilfsstürmer. © IMAGO
Tor zur rechten Zeit: Olise traf kurz vor der Halbzeit gegen Frankfurt zum 1:0 – danach ging alles leichter. Auch Hiroki Ito, Jamal Musiala und Serge Gnabry konnten sich noch in die Torschützenliste eintragen. © IMAGO
München – Harry Kane konnte sich eine Stunde lang zurücklehnen. Als der angeschlagene Stürmerstar des FC Bayern am Sonntag den Rasen der Allianz Arena betrat, waren nicht nur die ersten Hochrechnungen der Bundestagswahl unter 75 000 Zuschauern verbreitet worden – auch auf dem Rasen herrschte Klarheit. Denn in Abwesenheit ihres treffsichersten Mannes hatten die Kollegen beim 4:0 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt ihren offensiven Schwung wieder entdeckt und einen „Big point“ mit Blick auf die Meisterschaft gelandet. Acht Punkte Vorsprung sind es wieder auf Bayer Leverkusen, zudem sendeten die Bayern nach zähen Wochen ein Statement zur richtigen Zeit.
„Die Leistung der Mannschaft macht mich stolz“, sagte Sportvorstand Max Eberl bei DAZN, als die Spieler ihre Ehrenrunde beendet hatten. Man sah die Genugtuung darüber, eine „eindrucksvolle Leistung“ gezeigt zu haben, in allen Gesichtern, denn die vergangenen Tage mit zwei Remis gegen Leverkusen (0:0) und Glasgow (1:1) hatten doch Spuren hinterlassen. „Wir haben das eine oder andere gehört. Aber wir sind ruhig geblieben“, bestätigte Eberl und blickte positiv in die „anstrengenden Wochen, in denen wir große Ziele haben“. Dass Joshua Kimmich vom Feld musste (siehe Text unten), war der einzige Wermutstropfen an diesem Tag, an dem Michael Olise (45.+2), Hiroki Ito (61.), Jamal Musiala und Serge Gnabry (90.+2) mit ihren Treffern für Erleichterung gesorgt hatten. „So macht es schon mehr Spaß“, bestätigte Thomas Müller nach dem „verdienten Sieg“.
Sechs Mal hatte Vincent Kompany sein Personal im Vergleich zum 1:1 gegen Glasgow getauscht – und die Bayern strahlten von Beginn an eine andere Dominanz aus. Die Frage nach dem besten Ersatz für Harry Kane beantwortete der Trainer im Sinne von 75 000 Fans mit dem Namen Müller, vor allem aus der Reihe hinter dem Aushilfsstürmer kam viel Schwung. Die Offensivkräfte drängten nach der ersten Viertelstunde, die Frankfurt noch mitspielen wollte, immer wieder vielversprechend nach vorne. Beste Chancen hatten Michael Olise (9.), Jamal Musiala (15.) und Sané (23.). Müller selbst versuchte es aus der Distanz (30.) und rüffelte danach den nicht mitgelaufenen Konrad Laimer. „Manchmal ist es wichtig, Selbstvertrauen auszustrahlen“, sagte Müller schmunzelnd. Es war ordentlich Dampf drin – auf allen Ebenen.
Als Kimmich vom Feld musste, war dennoch noch nichts passiert. Aber die Bayern gaben nicht auf, und der Abend wirkte von Beginn an wie einer, an dem sich das lohnen würde. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gelang das erlösende 1:0 nach schöner Sané-Vorarbeit auf Olise, die Vorentscheidung gelang in der 63. Minute nach einem Standard: Ito verwandelte eine Ecke per Kopf zu seinem Premierentor für die Bayern. Das 3:0 fiel durch Musiala (83.) – und die Fans sangen ab der 84. Minute: „Deutscher Fußball-Meister FCB.“ Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Serge Gnabry (90.+2).
„Wir mussten viel Lehrgeld zahlen“, sagte Eintrachts Sportvorstand Markus Krösche über die Chancenlosigkeit der Gäste. Und die Bayern wollen auf diesem Auftritt aufbauen. „Es hat nicht jeder eine breite Brust, da müssen wir wieder hin kommen“, sagte Müller – auch mit Blick auf das Champions-League-Achtelfinale Anfang März gegen Leverkusen. „Der Fußballfan“, versprach der Routinier, „kann sich auf spannende Spiele freuen.“ Eberl formulierte es aus Bayern-Sicht: „Wir wollen Fußballfeste erleben.“ Gerne auch wieder mit Kane.
H. RAIF, M. BONKE, V. TSCHIRPKE