Die Akademie der Künste in Schwabing. © Stefan Matzke (3)
Die bedeutendsten Schauplätze aus den frühen Jahren des FC Bayern. © MM
Die Urkunde wurde von 17 Männern unterschrieben.
Dieser Gedenkstein dokumentiert den Gründungsort.
München – Am Abend des 27. Februar 1900, gegen 21.30 Uhr, stößt Franz John entschlossen die Tür des damaligen Gasthauses Bäckerhöfl auf. Hinter ihm drängen sich zehn Männer hinaus. „Lasst sie doch gehen, sie kommen ja doch wieder“, ruft jemand hinter ihnen her. Doch ohne zu zögern schlagen sie den Weg in Richtung Odeonsplatz ein. Nach wenigen Minuten Fußmarsch biegen sie in die damalige Fürstenstraße ein und betreten das Schwabinger Weinhaus Gisela.
In jener Nacht nimmt dort die Erfolgsgeschichte des FC Bayern München ihren Anfang – mit einer Rebellion von elf Männern, angeführt vom ersten FCB-Präsidenten Franz John. Auslöser waren unterschiedliche Auffassungen über die Entwicklung der Fußballabteilung des MTV München. Nachdem ihnen die Aufnahme in den Süddeutschen Fußballverband verweigert wurde, gründeten sie noch am selben Abend kurzerhand ihren eigenen Verein – den Fußballclub Bayern München. Insgesamt 17 Männer unterzeichneten damals die Gründungsurkunde.
Gerade die Münchner Innenstadt war vor 125 Jahren ein zentraler Schauplatz der Anfänge des FCB. Doch heute kennen nur noch wenige die Wurzeln des deutschen Rekordmeisters. Dabei lassen sich überall in der Stadt Spuren seiner Geschichte entdecken – man muss nur wissen, wo.
Wer beispielsweise vom Wittelsbacher Platz in die Kardinal-Döpfner-Straße (ehemals Fürstenstraße) einbiegt, stößt nach wenigen Metern auf einen markanten Gedenkstein. Das Vereinswappen der Münchner ist darauf unübersehbar – doch die Geschichte dahinter ist vielen nicht bekannt. Denn eben genau an dieser Stelle, wo heute ein Bürogebäude aus Glas und Stein steht, sollte vor 125 Jahren im Café Gisela die Geburtsstunde des größten deutschen Fußballvereins gefeiert werden.
Der Verein wurde damals in Schwabing gegründet – einem Stadtteil, der für seine künstlerische und akademische Atmosphäre bekannt ist. Die Mitglieder waren überwiegend Studenten, Künstler und Kaufleute. Diese Zusammensetzung war den Münchnern wichtig, denn bis 1908 war der Zugang zum Verein ausschließlich Männern mit einem höheren Bildungsabschluss vorbehalten. Elitär, weltoffen und unkonventionell. Da trifft es sich gut, dass sich unweit des Gründungscafés die Akademie der Bildenden Künste befindet, denn die Künstlerszene um John hatte damals ihren Lebensmittelpunkt rund um das Gelände der Hochschule.
Aber auch der erste Fußballplatz an der Clemensstraße bot beste Voraussetzungen für den Standort Schwabing. Anfangs spielte der FCB auf der Schyrenwiese an der Wittelsbacherbrücke, doch schon im ersten Jahr schenkte ihm sein erster Mäzen, Ofenfabrikant Friedrich Wamsler Senior, ein umzäuntes Spielfeld in der Clemensstraße 50 – die erste Heimat des Vereins. Bis 1907 trugen die Fußballer dort ihre Spiele aus.
Heute ist von dieser Spielstätte kaum noch etwas zu sehen. An der Stelle des einstigen Spielfelds steht ein großes Wohngebäude, umgeben von schmalen Straßen und dichter Bebauung. Nur eine kleine Bronzetafel erinnert an die Wurzeln des Vereins. Sie erzählt die Geschichte des ersten Fußballplatzes des FC Bayern München.
Als der FC Bayern München schließlich 1906 mit dem „Münchner Sport-Club“ fusionierte, vollzog sich ein markanter Wandel. Die Vereinsfarben wurden von Weiß und Blau auf Rot geändert, und ab 1907 trug man seine Heimspiele im neu erbauten Stadion des MSC an der Leopoldstraße aus, das sogar mit einer Tribüne ausgestattet war. Bis zu 8000 Zuschauer fanden hier Platz.
Heute erinnert kaum noch etwas an diese historische Stätte. Anstelle des Stadions sind ein betonierter Vorplatz, eine Tiefgarage und Bürogebäude entstanden. Es ist kaum vorstellbar, dass hier vor rund 120 Jahren Fans und Spieler gemeinsam Siege feierten. Doch eine Miniatur-Nachbildung der ersten Tribüne und eine Bronzetafel bewahren auch hier das Andenken an die Wurzeln des Rekordmeisters und den Beginn einer wahren Erfolgsgeschichte.
FREDERIC RIST