Charlotte Knobloch, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens.
Der Anfang von vielen Erfolge: Die Bayern beim Champions-League-Titel 2001. © IMAGO/Kern
München – Um zu verstehen, was den FC Bayern so besonders macht, muss man nur Charlotte Knobloch zuhören. Die 92-Jährige ist glühender Fan des FCB – und das nicht nur aufgrund der unzähligen sportlichen Erfolge: „Der FC Bayern setzt seit vielen Jahren Maßstäbe für das Erinnern und die Verantwortung, die uns aus der Geschichte erwächst. Hier weiß man um die gesellschaftliche Vorbildfunktion des Sports“, sagte die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens zuletzt beim Holocaust-Gedenkwochenende des FC Bayern.
Denn natürlich sind auch die Tore, Titel und gewonnen Spiele ein tolles Argument dafür, Anhänger des Rekordmeisters zu sein. Für sie und unzählige andere Fans steht der FCB aber eben für mehr als nur einen Ball, der ins gegnerische Tor geschossen wird: Der FC Bayern schafft eine Identität, die weit über einen normalen Fußballclub hinausgeht. Er erzeugt damit eine Gemeinschaft in München, Bayern und der ganzen Welt, frei nach dem Motto: Wer zu uns gehört, ist Teil der Familie – völlig unabhängig welche Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder Sexualität jemand hat. Dafür stehen Initiativen wie „Rot gegen Rassismus“, bei der der FCB deutlich Stellung gegen Ausgrenzung und Antisemitismus bezieht.
Charlotte Knobloch erklärt ihre Begeisterung für den FCB daher in unserer Zeitung: „Ich bin ein leidenschaftlicher Fan des FC Bayern! Er ist für mich ein Stück meiner wiedergewonnenen Heimat, ein Stück München im allerbesten Sinne. Der Verein, der mir auch wegen seiner jüdischen Wurzeln besonders am Herzen liegt, steht für Weltoffenheit und Toleranz, Niemals-Aufgeben und Einstehen für seine Werte – und natürlich für Weltklasse-Fußball. Alles Gute zum Geburtstag und Masel tow!“
Der FC Bayern ist eine große Familie – und diese hat inzwischen 382 000 Mitglieder. Damit sind die Münchner der mit Abstand größte Verein der Welt, zum Vergleich: Zweitplatzierter in der Bundesliga ist Borussia Dortmund mit „nur“ 218 000 Mitgliedern. International hat der FCB inzwischen sogar Benfica Lissabon überholt, das lange als mitgliederstärkster Verein weltweit galt.
Und so stehen beim FC Bayern neben all dem sportlichen Druck immer auch die Fans, Mitglieder und Menschen des Vereins im Vordergrund. Angesichts der sportlichen Herausforderungen der Zukunft ist das nicht immer leicht unter einen Hut zu bekommen – aber der FCB ist eben mehr als ein Club.
VINZENT TSCHIRPKE