Peinlich, Löwen!

von Redaktion

60 unterliegt der eigenen U 21 mit 0:1 – Maier, Jacobsen & Lucoqui wieder fit

Chaos in der Profi-Defensive um Kapitän Verlaat. © Sampics

München – Laut, zweikampfstark und mit spielerischen Glanzstücken. Genau so möchten die Löwenfans ihre Mannschaft auftreten sehen. Taten sie auch an diesem grauen Mittwochvormittag. Allerdings war es die U 21 der Sechzger, die die gewünschten Attribute an den Tag legte – und zwar im internen Testspiel gegen die Drittliga-Profis. Deren Auftreten trieb auch dem letzten Optimisten das Lächeln aus dem Gesicht. Mit 1:0 setzten sich tatsächlich die Löwen-Amateure gegen gestandene Lizenzspieler durch – und das verdient.

Drei Tage vor dem so wichtigen Keller-Duell in der 3. Liga bei Hannover 96 II (Samstag, 14 Uhr) präsentierte sich die Elf von Patrick Glöckner vor rund 20 Zuschauern in einem desolaten Zustand. Glöckner wechselte munter durch, stellte zwei komplette Mannschaften, von denen sich beide je eine Halbzeit (es wurden 2 x 25 Minuten gespielt) beweisen durften.

Die „kleinen“ Löwen, Tabellenführer in der fünftklassigen Bayernliga, zeigten dem 16. der 3. Liga eindrucksvoll auf, welch große Probleme sich ergeben, sobald eine Mannschaft Jesper Verlaat & Co. kontrolliert und aggressiv presst. Als Spiegelbild diente das frühe Tor des Tages. Winter-Neuzugang Philipp Maier, der sich nach einer Trainingspause ebenso wie Thore Jacobsen und Anderson Lucoqui wieder fit meldete, unterlief im Spielaufbau ein katastrophaler Fehlpass. Cristian Leone bedankte sich dafür und ließ Marco Hiller keine Chance, 1:0 für den Außenseiter.

Wer nun mit einem Aufbäumen der Profis gerechnet hatte, sah sich schnell getäuscht. Patrick Hobsch war völlig abgemeldet gegen Bayernliga-Routinier Alex Benede, auf den Außenbahnen stellten die agilen Junglöwen die Lizenzspieler vor große Probleme. Ein Zuschauer stellte die berechtigte Frage: „Wer ist hier eigentlich die Bayernliga-Mannschaft?“

Während die erste Elf zum Auslaufen abzog, bekamen elf neue Glöckner-Schützlinge die Chance, die Blamage abzuwenden. Nach dem Seitenwechsel erlebten die Profis ihre besten fünf Minuten. Erst scheiterte David Philipp aus kurzer Entfernung an Keeper Erion Avdija (trainiert regelmäßig bei den Profis mit). Die darauffolgende Ecke setzte Jacobsen direkt an die Latte. Danach wieder das alte Bild: keine Körpersprache, kein Wille, kein Mut beim klaren Favoriten erkennbar.

Fast wäre es noch peinlicher geworden, aber Max Reinthaler rettete auf der Torlinie für seinen geschlagenen Keeper René Vollath. In den Schlussminuten konnten sich beide Keeper noch einmal auszeichnen, am überraschenden Spielstand änderte sich bis zum Abpfiff nichts mehr.

Einer hatte schon zur Pause genug gesehen: Sport-Geschäftsführer Christian Werner. Der 43-Jährige verfolgte die zweite Halbzeit nicht mehr von der Seitenlinie aus, sondern mit versteinerter Miene aus seinem Büro in der Geschäftsstelle.

Der Plan, sich Selbstvertrauen für Hannover II zu holen, ist gescheitert. Zumindest die Brust der U 21-Wirbler von Coach Felix Hirschnagl dürfte weiter angewachsen sein. Und wer weiß: vielleicht wird Glöckner ins Grübeln gekommen sein, dem ein oder anderen Junglöwen auch „oben“ eine Chance zu geben. Verdient wäre es.
MARCO BLANCO UCLES

Artikel 1 von 11