50 000-Euro-Drama bei Türkgücü München

von Redaktion

Ex-Spieler Serhat Imsak kämpft vor Gericht um ausstehendes Gehalt – und gewinnt

Türkgücü-Vorstand Serdar Yilmaz. © Türkgücü

Ex-Spieler Serhat Imsak gewinnt vor Gericht. © IMAGO

München – Es mutet seltsam an, dass die Internetseite von Regionalligist Türkgücü München mit dem Motto „Überall Familie“ überschrieben ist. Zumindest aus Sicht von Serhat Imsak. Der gehörte einst auch zu dieser Familie. Er lernte auf dem Sportplatz an der Heinrich-Wieland-Straße in Perlach das Kicken, auf dem heute auch die Türken trainieren.

Aber nun hat der Stürmer mit dem Club gebrochen. Der Verein schuldet ihm seit November 2023 insgesamt rund 50 000 Euro an Gehältern. Der 25-Jährige ist als Erster und Einziger der ehemaligen Mannschaft vor Gericht gezogen. „Ich habe die letzten eineinhalb Jahre so viel Scheiße gefressen. Wenn ich meine Familie und Freunde nicht hätte, wüsste ich nicht, wo ich wäre.“

Vor dem Arbeitsgericht hat Serhat Imsak beide Gerichtsverhandlungen gewonnen. Der Einspruch der Türken gegen das erste Urteil wurde als verspätet abgelehnt. Inzwischen ist die erste Zahlung geflossen, 16 000 Euro, per Kontopfändung. Beim Viertligisten erzählen sie natürlich eine andere Version. Gewiss, vor Gericht habe Serhat Imsak gewonnen, sagt Vorstand Serdar Yilmaz. Er glaubt aber an einen persönlichen Rachefeldzug. „Der will, dass der Verein Schaden abbekommt“, so Yilmaz zur tz. Nach dem Schuldspruch sagt er dem früheren Türkgücü-Kicker zu: „Was im Urteil steht, wird bezahlt.“

Vorstand: Vertrag war ein Fehler

Die Liaison begann im Sommer 2023 in Harmonie. Heute meint Imsak: „Sie haben mir Honig ums Maul geschmiert.“ Seine Mutter sagte ihm damals bereits: „Geh’ nicht noch mal zu Türkgücü.“ Er hörte nicht auf sie. Auch Serdar Yilmaz räumt einen Fehler ein. Nämlich den Stürmer mit einem Vertrag zu solch guten Konditionen für gleich zwei Jahre ausgestattet zu haben. Damals rechnete die Führung fest mit den Geldern von Investor Milan Rapaic.

Der erste Dominostein fiel im November 2023. Als sich Imsak ein Auto finanzieren wollte, aber kein Gehalt mehr ankam. Am Telefon berichtete Vorstand Serdar Yilmaz von der finanziellen Schieflage des Clubs, vom Ausstieg des Investors Milan Rapaic und was das bedeutete: Kein voller Lohn mehr für die Spieler. Serhat Imsak sollte auf 80 Prozent verzichten, besser gleich den Vertrag auflösen. „Für mich ist in dem Moment alles zusammengebrochen. Von was soll ich leben? Fußball ist mein Beruf“, sagt er.

Mittlerweile wohnt Imsak wieder bei seinen Eltern, ist auf Taschengeld angewiesen – und plant die Zukunft. Eine Weiterbildung zum Videoanalyst und Scout hat er absolviert, sich zum ersten Trainerlehrgang angemeldet. Die Karriere würde er gerne so schnell wie möglich fortsetzen.
ANDREAS MAYR

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