Glöckner: 13 Charaktertests

von Redaktion

Löwen-Trainer spielt Test-Blamage runter und glaubt an sein Team

Da geht‘s lang – raus aus der Abstiegszone: Löwen-Trainer Patrick Glöckner glaubt an sein Team. © Sampics / Stefan Matzke

Abgemeldet: Thore Jacobsen ist nicht fit genug für das Spiel in Hannover. © Sampics

Untersuchungsausschuss: Glöckner und Werner erklären dem Landtags-Fanclub die Löwen-Krise. © Sampics / Stefan Matzke

München – Michael Köllner war da, danach auch Robert Reisinger, Günther Gorenzel, sogar Oliver Mueller. Die Rede ist vom Löwen-Stammtisch im Bayerischen Landtag, der sich zwischen Ausschüssen und parlamentarischen Sitzungen gerne aus erster Hand über den TSV 1860 informiert, die parteiübergreifend große Liebe. Naheliegend also, dass auch Trainer Patrick Glöckner und Sportchef Christian Werner eine Einladung erhielten. Donnerstag, 17 Uhr, zwei Tage vor dem wichtigen Spiel bei Hannover II (Samstag, 14 Uhr). Für Glöckner „eine kleine Ehre“, aus aktuellem Anlass aber auch eine „Nebensache“, wie er ehrlich zugab. Abstiegsangst im Umfeld, mediale Schelte nach zwei deftigen Niederlagen und einer Testspielblamage gegen den eigenen Nachwuchs. Positiv formuliert: Für Gesprächsstoff war gesorgt.

Bereits mittags hatte Glöckner ausgiebig Rede und Antwort gestanden, um 13 Uhr bei der obligatorischen Spieltags-Pressekonferenz. Seine Strategie war schon da klar: runterspielen, war ja nur ein Test, normal sind die Einheiten mittwochs „nicht-öffentlich“ – dann hätte keiner Notiz von diesem 2 x 25-Minuten-Match genommen. Glöckner betonte, dass beide Teams kräftig durchgemischt waren – nach zwei knackigen Einheiten am Vortag. Was also will man erwarten, wenn motivierte Talente auf müde Profis treffen? „Wenn ich einen Sieg will, um der Mannschaft Selbstvertrauen einzuhauchen“, sagte der Trainer, „dann spiele ich gegen einen Bezirksligisten und gewinne 6:0.“ Ihm sei es aber darum gegangen, Erkenntnisse zu gewinnen – zum Beispiel, ob es beim angeschlagenen Thore Jacobsen für Samstag reichen wird. Antwort: nein. Oder dass Eriol Avdija, der dritte Torwart, und Mike Gevorgyan, vielversprechende Talente sind. „Trotzdem“, ließ er sich im Dialog mit den Journalisten auf einen Kompromiss ein: „Auch wenn man mausetot ist, sollte es in der Regel so ausgehen, dass die erste Mannschaft gegen die zweite zumindest nicht verliert.“ Quintessenz: „Es war eine Win-win-Situation.“ Und sein Glaube ist groß, dass die Mannschaft am Samstag ein anderes Gesicht zeigen wird.

Auch für Werner ist der verlorene Test gegen das U 19/U 21-Team kaum der Rede wert. Seine Meinung ist: Was das Umfeld daraus macht, sagt mehr über 1860 aus als der Auftritt der Profis über die Chancen im Abstiegskampf. Trotzdem hatte Werner von fünf anstehenden Charaktertests gesprochen, er meint damit die fünf wegweisenden Spiele im Monat März: Hannover, Dortmund, Haching, Wiesbaden, Osnabrück. Glöckner toppte diese Ansage, als er mit der Botschaft seines Sportchefs konfrontiert wurde. „Letztendlich ist es immer ein Charaktertest“, sagte er: „Wir sind im Abstiegskampf und wir müssen immer versuchen, unseren Mann zu stehen. Christian hat da völlig Recht, aber ich sage: Nicht die nächsten fünf Spiele sind Charaktertests für uns, sondern die nächsten 13.“ Also alle Spiele bis zum Saisonende am 17. Mai.

Damit es hinten raus nicht so belastend wird, damit der Druck nicht irgendwann lähmend wird, wäre ein Sieg im „Sechs-Punkte-Spiel“ am Samstag hilfreich. Glöckners Erwartung vor dem Duell mit dem Tabellenvorletzten Hannover II: „Die Mannschaften, die da unten stehen, haben Messer zwischen den Zähnen und warten darauf, wieder in die Spur zu kommen. Wir sind in einer ähnlichen Situation – deswegen geht es einfach darum, wer am Samstag nicht nur die beste Tagesform hat, sondern auch, wer den größeren Willen an den Tag legt.“
ULI KELLNER

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